Dienstag, 8. Januar 2008
Ein Gesicht aus Stein
Hallo, Mann mit den starren Gesichtszügen und den sicheren Bewegungen, bei denen jede Geste und jeder Schritt bewusst gesetzt ist.
Du läufst an mir vorbei, und da ich Dich niemals anspreche, kann ich nur vermuten, wie Du Dich selber beschreiben würdest.
Ich meine natürlich nicht eine Selbstbeschreibung im Dialog, denn die kann ich kaum von Dir erwarten.
Nein, ich denke eher daran, was Du Dir selber antwortest, wenn Dich eine innere Stimme in einem ruhigen Moment fragt, warum Deine Artikulation (wenn vorhanden) so kalt ist. Sicherlich lautet die Antwort wie folgt:
„Ich muss so sein, um in der Umgebung nicht aufgerieben zu werden.
Von Wollen war am Anfang keine Rede, aber dann habe ich mich umgeschaut, und mir ist aufgefallen, dass es fast alle so machen.
Eigentlich sind meine zynischen Äußerungen und das unterkühlte Auftreten doch nur Spiegel der Umwelt, mit dem ich meinen Kern schützen und alles, was ich ablehne, kritisieren kann.
Warum soll meine zarte, wahre Natur den Geiern einer Welt geopfert werden, die nur darauf warten, sie zu zerreißen? Mein echtes Ich spare ich mir für eine Person, die es verdient hat. Bis dahin schreibe ich jeden Tag spätabends Gedichte auf Papier, welches anschließend zerknüllt wird.“
Tja, lieber fremder Mann, jetzt bist Du an mir vorbeigelaufen und hast mein Lächeln nicht erwidert. Schade eigentlich, denn ich hätte Dich nicht zerrissen.

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