Freitag, 28. November 2008
Angst
Das Licht strahlt hell durchs Fenster hinein
taucht alle Deine Sachen in blendenden Glanz
Du sitzt auf dem Boden, hast trübe Augen
schaust auf eine dunkle Ecke hinter dem Bett
zu der die Sonne nie hinreichen kann

Bald schon ist hier alles schwarz
Bilder werden nutzlos an der Wand hängen
Bücher im Regal verrotten
Pflanzen Dich nur mit gelegentlichem Rascheln
an ihre Existenz erinnern

Zeit fürs Handeln, denkst Du und stehst auf
läufst im Zimmer umher, zu allen Lichtschaltern
Licht an, Licht aus, und noch einmal
Denn jede brennende Glühbirne beruhigt Deinen Atem
auf dem Weg in den Keller, wo Du Kerzen holen willst

Dann kommt Dir das Vorstellungsgespräch in den Sinn
zu dem Du übernächsten Freitag gehen sollst
Vor drei Tagen hast Du die Busverbindung studiert
dabei wie immer viel Zeit zum Umsteigen berechnet
Jetzt grübelst Du: Wäre es nicht sicherer, früher loszufahren?

Es könnte einen Stau geben
oder der Motor des Busses kaputtgehen
Vielleicht reißt auch ein Knopf von Deinem Hemd ab
Das sähe lächerlich aus
Der Chef würde Dich verachten und weghören

Wie Max, dem Du nicht erlaubt hast
Dich zu küssen
Du fühltest Dich bedroht, obwohl Du ihn sehr magst
Und er als echter Gentlemen
Blumen dabei hatte

Im Keller angekommen, musst Du nicht lange suchen
um die Kerzen zu finden, denn von ihnen gibt es genug
Ihr Anblick entspannt Deine Gesichtszüge
Du atmest lange aus und steckst in jede Deiner Taschen drei Kerzen
damit Du diese Nacht keine Angst zu haben brauchst

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Ich ziehe die 1!
Tiefgründiger und vielsagender Text über völlig unnötige Ängste, die einen Menschen dennoch nachhaltig kaputt machen können, und verzweifelte Versuche, diese Ängste mit sonderbaren und für andere merkwürdig erscheinenden Methoden zu bekämpfen.
Doch ist diese Art der Bekämpfung eher eine Willkommensbotschaft an die Angst:
"Bleib doch, Angst! Ich habe gelernt, wie ich auch mit dir zurecht komme. Es ist zwar lästig und anstrengend, doch ich gewöhne mich daran."
Mit dieser Einstellung lernt man, mit ihr umzugehen. Los wird man sie dadurch nicht. Im Gegenteil...! Sie wird immer mehr Teil des eigenen Lebens und Teil eines selbst.

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Äh... [Du weißt, was ich sagen will]

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