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Freitag, 18. Mai 2007
Paul
tobi-wan, 20:06h
Ich erzähle Euch jetzt eine kleine Geschichte, doch seid gewarnt, denn schön ist sie nicht. Bitte erwartet keinen Spannungsbogen oder eine Überraschung am Ende.
Der Protagonist dieser Geschichte, nennen wir ihn Paul, wird sich zum Schluss umbringen. Klar, dieser Umstand schockiert an dieser Stelle keinen, denn ihr wisst von Paul bisher nicht mehr als seinen Namen.
Aber was macht diesen Paul nun so besonders, dass ich von ihm erzählen möchte?
Würde man diese Frage einem seiner Freunde stellen, entstünde mit großer Wahrscheinlichkeit eine nachdenkliche Stille, an deren Ende Aussagen wie „Paul ist ein netter Kerl“
oder „Paul ist ein guter Kumpel“ fallen würden.
Aha. Wisst ihr jetzt mehr von Paul? Eher nicht.
Gut, dann versuche ich es ein bisschen ausführlicher:
Paul hat meistens gelächelt. Wirklich gelacht selten, aber mit seinem leicht zurückhaltenden Lächeln war er als Gesprächspartner sehr angenehm.
Er war nie taktlos, aufmüpfig oder altklug, und hat andere immer ausreden lassen.
Wenn im Freundeskreis Unternehmungen anstanden, war Paul fast immer und ohne Diskussion dabei. Anschließend half er oft dem einen oder anderen Kumpel, der in der Kneipe die Bedienung ein paar Mal zu oft bemüht hatte, beim Nachhausekommen. Er selbst fand den Weg immer alleine.
Doch soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass Paul langweilig war. Er gehörte vielleicht nicht zu den ersten, die in Unterwäsche über den Schulhof der katholischen Grundschule gerannt sind, doch stand er dabei und hat die Kumpels mit der Kamera gefilmt, um die Erinnerung zu konservieren.
Sein Problem bestand eher darin, dass er in der Menschenmenge das Profil verlor, man konnte ihn dann leicht übersehen. Er selbst nahm irgendwann an, er sei unsichtbar. Seine Erscheinung wurde vielleicht wahrgenommen, hinterließ beim Betrachter aber keine bleibenden Einträge im Gedächtnis oder auch nur die schwächste Spur eines Gefühls.
Auf seiner Geburtstagsparty war es fast so, als sei er gar nicht richtig anwesend.
Zwei Wochen später trafen die Freunde dann wieder zusammen, um Paul die letzte Ehre zu erweisen. Er hatte sich kurz nach besagter Party aus dem Fenster seiner Wohnung gestürzt.
Dabei lief wieder die Kamera.
Damit seine Freunde ein letztes Mal sehen konnten, wie er lächelte.
Ich habe euch ja vorher gesagt, dass Pauls Geschichte kein gutes Ende nimmt.
Bleibt von meiner Seite nur noch eines festzuhalten:
Ganz zum Schluss hat Paul doch einen Platz im Gedächtnis seiner Freunde gefunden.
Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob er sich darüber freuen würde.
Der Protagonist dieser Geschichte, nennen wir ihn Paul, wird sich zum Schluss umbringen. Klar, dieser Umstand schockiert an dieser Stelle keinen, denn ihr wisst von Paul bisher nicht mehr als seinen Namen.
Aber was macht diesen Paul nun so besonders, dass ich von ihm erzählen möchte?
Würde man diese Frage einem seiner Freunde stellen, entstünde mit großer Wahrscheinlichkeit eine nachdenkliche Stille, an deren Ende Aussagen wie „Paul ist ein netter Kerl“
oder „Paul ist ein guter Kumpel“ fallen würden.
Aha. Wisst ihr jetzt mehr von Paul? Eher nicht.
Gut, dann versuche ich es ein bisschen ausführlicher:
Paul hat meistens gelächelt. Wirklich gelacht selten, aber mit seinem leicht zurückhaltenden Lächeln war er als Gesprächspartner sehr angenehm.
Er war nie taktlos, aufmüpfig oder altklug, und hat andere immer ausreden lassen.
Wenn im Freundeskreis Unternehmungen anstanden, war Paul fast immer und ohne Diskussion dabei. Anschließend half er oft dem einen oder anderen Kumpel, der in der Kneipe die Bedienung ein paar Mal zu oft bemüht hatte, beim Nachhausekommen. Er selbst fand den Weg immer alleine.
Doch soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass Paul langweilig war. Er gehörte vielleicht nicht zu den ersten, die in Unterwäsche über den Schulhof der katholischen Grundschule gerannt sind, doch stand er dabei und hat die Kumpels mit der Kamera gefilmt, um die Erinnerung zu konservieren.
Sein Problem bestand eher darin, dass er in der Menschenmenge das Profil verlor, man konnte ihn dann leicht übersehen. Er selbst nahm irgendwann an, er sei unsichtbar. Seine Erscheinung wurde vielleicht wahrgenommen, hinterließ beim Betrachter aber keine bleibenden Einträge im Gedächtnis oder auch nur die schwächste Spur eines Gefühls.
Auf seiner Geburtstagsparty war es fast so, als sei er gar nicht richtig anwesend.
Zwei Wochen später trafen die Freunde dann wieder zusammen, um Paul die letzte Ehre zu erweisen. Er hatte sich kurz nach besagter Party aus dem Fenster seiner Wohnung gestürzt.
Dabei lief wieder die Kamera.
Damit seine Freunde ein letztes Mal sehen konnten, wie er lächelte.
Ich habe euch ja vorher gesagt, dass Pauls Geschichte kein gutes Ende nimmt.
Bleibt von meiner Seite nur noch eines festzuhalten:
Ganz zum Schluss hat Paul doch einen Platz im Gedächtnis seiner Freunde gefunden.
Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob er sich darüber freuen würde.
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