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Dienstag, 6. Oktober 2009
Liebe und Benzin
tobi-wan, 02:39h
Der Geruch von Benzin, der hier in allen Räumen hängt, wird von mir mittlerweile genauso wenig wahrgenommen wie früher das Uhr-Ticken in meinem Kinderzimmer. Jedem Neuankömmling ging es schnell auf die Nerven, aber ich selber hörte es nur, wenn ich wollte.
Genauso ist es mit der Tankstelle: Wer die betritt, kann sich ihrem Geruch nicht entziehen. Ich hingegen wäre froh, würde ich das Benzin wieder riechen. Das bedeutete nämlich, dass ich einen Lebenswandel vollzogen hätte. Dass sich die schwache Stimme in mir durchgesetzt hätte, die ab und an sagt: „Geh weg von hier“. Stattdessen starre ich nach draußen und sehe entweder eine Wiese, deren Grün mich langweilt, oder ich beobachte die wenigen Kunden bei ihren immer-gleichen Verrichtungen. Dabei versuche ich mir vorzustellen, wo die Kunden herkommen und wo sie hinwollen, doch das gelingt mir nicht. Sie bleiben stets nur Leute, die Benzin kaufen. Einmal fragte ich einen Mann, einen Mann im mittleren Alter von harmlosem Äußeren, was er vorhabe. Der antwortete, das gehe mich nichts an. Seitdem warte ich auf Emmanuelle. Sie hat lange, offene, blonde Haare. Ihre Augen spiegeln Entschlossenheit, die selten einen Hauch von Verletzlichkeit zulässt. Außerdem spricht Emmanuelle mit französischem Akzent, weil sie aus Paris kommt. Sie ist von dort abgehauen, hat ihren immer fauler und selbstbezogener werdenden Mann verlassen und holt jetzt das Abenteuer nach, um das er sie betrogen hat. Eine Pistole biegt Emmanuelles Schicksal zurecht und an diese Pistole klammert sie sich, als sie meine Tankstelle betritt. „Gib mir all das Geld, wenn Du überleben willst!“ Ich erfülle ihren Wunsch, will jedoch mehr. „Erschieß' mich, oder nimm mich mit. Lass mich bloß nicht hier. Ich folge Dir, ich raube mit Dir, und ich helfe Dir töten, sollte das nötig sein. Du bestimmst die Regeln. Wir fahren durch's Land, wir überfallen, wen wir wollen und wir wohnen und lieben uns da, wo es uns passt. Was sagst Du, Emmanuelle, was sagst Du?“
Inspiriert vom Lied „Liebe und Benzin“, einem neuen Werk des Grafen.
Genauso ist es mit der Tankstelle: Wer die betritt, kann sich ihrem Geruch nicht entziehen. Ich hingegen wäre froh, würde ich das Benzin wieder riechen. Das bedeutete nämlich, dass ich einen Lebenswandel vollzogen hätte. Dass sich die schwache Stimme in mir durchgesetzt hätte, die ab und an sagt: „Geh weg von hier“. Stattdessen starre ich nach draußen und sehe entweder eine Wiese, deren Grün mich langweilt, oder ich beobachte die wenigen Kunden bei ihren immer-gleichen Verrichtungen. Dabei versuche ich mir vorzustellen, wo die Kunden herkommen und wo sie hinwollen, doch das gelingt mir nicht. Sie bleiben stets nur Leute, die Benzin kaufen. Einmal fragte ich einen Mann, einen Mann im mittleren Alter von harmlosem Äußeren, was er vorhabe. Der antwortete, das gehe mich nichts an. Seitdem warte ich auf Emmanuelle. Sie hat lange, offene, blonde Haare. Ihre Augen spiegeln Entschlossenheit, die selten einen Hauch von Verletzlichkeit zulässt. Außerdem spricht Emmanuelle mit französischem Akzent, weil sie aus Paris kommt. Sie ist von dort abgehauen, hat ihren immer fauler und selbstbezogener werdenden Mann verlassen und holt jetzt das Abenteuer nach, um das er sie betrogen hat. Eine Pistole biegt Emmanuelles Schicksal zurecht und an diese Pistole klammert sie sich, als sie meine Tankstelle betritt. „Gib mir all das Geld, wenn Du überleben willst!“ Ich erfülle ihren Wunsch, will jedoch mehr. „Erschieß' mich, oder nimm mich mit. Lass mich bloß nicht hier. Ich folge Dir, ich raube mit Dir, und ich helfe Dir töten, sollte das nötig sein. Du bestimmst die Regeln. Wir fahren durch's Land, wir überfallen, wen wir wollen und wir wohnen und lieben uns da, wo es uns passt. Was sagst Du, Emmanuelle, was sagst Du?“
Inspiriert vom Lied „Liebe und Benzin“, einem neuen Werk des Grafen.
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