Sonntag, 3. Mai 2009
Ich tippe, also bin ich
tobi-wan, 03:09h
In Deinem Kopf fliegen Optionen dessen durcheinander, was Du in diesem Moment tun könntest: Das Abendessen vorbereiten, und zwar mit Planung und genügend Zeit; den langen Zeitungsartikel lesen, der Dein Interesse geweckt hat und an dem Dich nur die Masse an Text abstößt; die alte Springsteen-Platte auflegen, dabei dem Boss die Regie über Deine Gedanken überlassen. Alle Möglichkeiten befinden sich vor Deinen Augen, entfalten aber keine Wirkung auf Dich. Sie vereinnahmen Dich nicht, sondern schweben nur langsam verblassend vor Dir, während Dein Zeigefinger auf den Power-Knopf des PCs drückt. Ein künstliches Licht erhellt den Raum, in dem Du Dich befindest, und mit ihm Dein Gesicht, Dein angespanntes Gesicht.
Die Optionen, denen Du Dir gerade noch vage bewusst warst, sind verschwunden, ihre Einzelteile sickerten in Dein Unterbewusstsein und verharren dort bewegungslos bis zu ihrer Rückkehr. Du öffnest ein Chat-Programm, Deine Augen suchen gierig nach Freunden, die sich in einer Situation befinden, die Deiner gleicht. Schnell hast Du sie ausgemacht, schnell heißt es „hi“, „tach“ und „hey“, und immer wieder „hallo“, während bereits die ersten Rückmeldungen aufblinken.
Zügig bewegen sich Deine Finger über die Tastatur, formen Textfragmente, bei denen in der Eile Buchstaben ihre Plätze tauschen oder gar nicht erst an ihre Position kommen. Eben solche Bausteine schicken Dir Deine Freunde zurück. Es sind Spiegelbilder, aber das bemerkst Du nicht, lieber reagierst Du mit kleinen lachenden Gesichtern. Mal entsprechen sie Deiner Stimmung, oft dienen sie nur bloßem Entgegenkommen. So fliegen Gesprächsfetzen hin und her und formen dabei den Stromfluss der Globalisierung. Aber halt, wieso reagiert Natalie nicht? Egal, schon gehört Deine Aufmerksamkeit einem Link, der von Max kommt und Dir befiehlt, ihm zu folgen (Klick mich!). Du hast Dich gerade zum Pimmel über Berlin vorgearbeitet, da klettern zwei Affen aus Markus Chatfenster und beginnen ein Duett von „something stupid“. Entnervt werden sie weggeklickt, kurz darauf wirfst Du Max ein LOL hinüber. Mittlerweile hat die Laterne vor Deinem Fenster ihren Dienst aufgenommen, die Vögel kommen langsam zu Ruhe, doch Dein Körper löst sich nicht von den Eingabegeräten. Deine Zeitung ist zum Untersetzter geworden, verschmiert von einer Pizza, die entstellten Buchstaben sind genauso nutzlos wie der akustische Brei aus Deinen PC-Boxen. Längst hast Du Dich an beides gewöhnt, immer tiefer tauchst Du ein ins weiße Rauschen.
Am anderen Ende der Stadt legt Natalie ihr Buch beiseite und wartet still darauf, dass die Vögel schlafen gehen.
Die Optionen, denen Du Dir gerade noch vage bewusst warst, sind verschwunden, ihre Einzelteile sickerten in Dein Unterbewusstsein und verharren dort bewegungslos bis zu ihrer Rückkehr. Du öffnest ein Chat-Programm, Deine Augen suchen gierig nach Freunden, die sich in einer Situation befinden, die Deiner gleicht. Schnell hast Du sie ausgemacht, schnell heißt es „hi“, „tach“ und „hey“, und immer wieder „hallo“, während bereits die ersten Rückmeldungen aufblinken.
Zügig bewegen sich Deine Finger über die Tastatur, formen Textfragmente, bei denen in der Eile Buchstaben ihre Plätze tauschen oder gar nicht erst an ihre Position kommen. Eben solche Bausteine schicken Dir Deine Freunde zurück. Es sind Spiegelbilder, aber das bemerkst Du nicht, lieber reagierst Du mit kleinen lachenden Gesichtern. Mal entsprechen sie Deiner Stimmung, oft dienen sie nur bloßem Entgegenkommen. So fliegen Gesprächsfetzen hin und her und formen dabei den Stromfluss der Globalisierung. Aber halt, wieso reagiert Natalie nicht? Egal, schon gehört Deine Aufmerksamkeit einem Link, der von Max kommt und Dir befiehlt, ihm zu folgen (Klick mich!). Du hast Dich gerade zum Pimmel über Berlin vorgearbeitet, da klettern zwei Affen aus Markus Chatfenster und beginnen ein Duett von „something stupid“. Entnervt werden sie weggeklickt, kurz darauf wirfst Du Max ein LOL hinüber. Mittlerweile hat die Laterne vor Deinem Fenster ihren Dienst aufgenommen, die Vögel kommen langsam zu Ruhe, doch Dein Körper löst sich nicht von den Eingabegeräten. Deine Zeitung ist zum Untersetzter geworden, verschmiert von einer Pizza, die entstellten Buchstaben sind genauso nutzlos wie der akustische Brei aus Deinen PC-Boxen. Längst hast Du Dich an beides gewöhnt, immer tiefer tauchst Du ein ins weiße Rauschen.
Am anderen Ende der Stadt legt Natalie ihr Buch beiseite und wartet still darauf, dass die Vögel schlafen gehen.
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