Sonntag, 20. Dezember 2009
Wie der Weihnachtsmann Weihnachten feiert
tobi-wan, 15:27h
Wieso jedes Jahr wieder, wo er doch im tiefsten Innern keine Lust hatte?
Daniel, sein sechsjähriger Neffe, stand vor ihm und sagte ein Gedicht auf. Der Junge wippte dabei leicht mit dem Oberkörper und machte zwischen den Versen kurze Pausen, um nachzudenken. Wie im letzten Jahr. Und in dem Jahr davor. Neu war, dass Daniels Schwester mittlerweile auch stehen konnte. Sprechen ging noch nicht so gut. Aber in ein, zwei Jahren, da würde sie wahrscheinlich ein eigenes Gedicht vortragen. Neben ihrem Bruder. Scheiße. Langsam bildete sich Schweiß unter dem weißen Bart, welcher an des Onkels Gesicht klebte. Der schwere, rote Mantel, auf dem Weg zum Haus seiner Schwester wie gewohnt ein vortrefflicher Garant für Wärme, wurde im überheizten Wohnzimmer zur tragbaren Sauna. “Daniel, sag doch noch das „Weihnachtswunder“ auf, das kannst Du so schön“. Bitte nicht. „Durch den Flockenfall, klingt süßer Glockenschall…“ Fuck.
Als Daniel sein zweites Gedicht beendet hatte, ging es weiter wie üblich. Alles folgte dem einstudierten Weihnachtsprotokoll. Der Weihnachtsmann lobte, wie brav die Kinder dieses Jahr gewesen waren. Daniel schaute überall hin - nur nicht in die Augen des großen Mannes, der angeblich mit seinem Schlitten zu ihm gekommen war.
Dann gab’s endlich Geschenke. Und während die Kinder auspackten, wurde der Weihnachtsmann von seiner Schwester beiseite genommen. „Schön, dass Du das jedes Jahr wieder machst.“ Ihr Mann ergänzte: „Ja, wirklich klasse.“ Santa Clause nickte nur. Antwort in Gedanken: „Gut, Pflicht erfüllt. Kann ich jetzt also saufen gehen.“
Szenenwechsel zu „Johnny B.‘s Schenke“. Auch die gehörte jedes Jahr dazu. Dieselbe schmutzige Theke, dieselben Hirschbilder, dieselbe rauchgefüllte Luft, dieselben Gesichter.
Wer um diese Zeit hier saß, der hatte keinen besseren Ort. Oder er war zumindest zutiefst davon überzeugt.
Es folgten Bier, Jägermeister, Bier, Wodka, Jägermeister und Bier. „Weihnachssmann, wisso bringssu uhns kne Geschnke?“ Doch der hörte das gar nicht mehr. Das Schicksal hatte es so gewollt, dass der Weihnachtsmann dieses Mal auch ein Präsent bekam. Zumindest für eine Nacht. Am nächsten Morgen dann die Frage: „Willst Du noch bleiben?“ Nein, wollte sie nicht. Darüber solltest Du Dich aber nicht beschweren, Weihnachtsmann. Deine Aufgabe ist das Geschenkeverteilen, vergiss das nicht.
Daniel, sein sechsjähriger Neffe, stand vor ihm und sagte ein Gedicht auf. Der Junge wippte dabei leicht mit dem Oberkörper und machte zwischen den Versen kurze Pausen, um nachzudenken. Wie im letzten Jahr. Und in dem Jahr davor. Neu war, dass Daniels Schwester mittlerweile auch stehen konnte. Sprechen ging noch nicht so gut. Aber in ein, zwei Jahren, da würde sie wahrscheinlich ein eigenes Gedicht vortragen. Neben ihrem Bruder. Scheiße. Langsam bildete sich Schweiß unter dem weißen Bart, welcher an des Onkels Gesicht klebte. Der schwere, rote Mantel, auf dem Weg zum Haus seiner Schwester wie gewohnt ein vortrefflicher Garant für Wärme, wurde im überheizten Wohnzimmer zur tragbaren Sauna. “Daniel, sag doch noch das „Weihnachtswunder“ auf, das kannst Du so schön“. Bitte nicht. „Durch den Flockenfall, klingt süßer Glockenschall…“ Fuck.
Als Daniel sein zweites Gedicht beendet hatte, ging es weiter wie üblich. Alles folgte dem einstudierten Weihnachtsprotokoll. Der Weihnachtsmann lobte, wie brav die Kinder dieses Jahr gewesen waren. Daniel schaute überall hin - nur nicht in die Augen des großen Mannes, der angeblich mit seinem Schlitten zu ihm gekommen war.
Dann gab’s endlich Geschenke. Und während die Kinder auspackten, wurde der Weihnachtsmann von seiner Schwester beiseite genommen. „Schön, dass Du das jedes Jahr wieder machst.“ Ihr Mann ergänzte: „Ja, wirklich klasse.“ Santa Clause nickte nur. Antwort in Gedanken: „Gut, Pflicht erfüllt. Kann ich jetzt also saufen gehen.“
Szenenwechsel zu „Johnny B.‘s Schenke“. Auch die gehörte jedes Jahr dazu. Dieselbe schmutzige Theke, dieselben Hirschbilder, dieselbe rauchgefüllte Luft, dieselben Gesichter.
Wer um diese Zeit hier saß, der hatte keinen besseren Ort. Oder er war zumindest zutiefst davon überzeugt.
Es folgten Bier, Jägermeister, Bier, Wodka, Jägermeister und Bier. „Weihnachssmann, wisso bringssu uhns kne Geschnke?“ Doch der hörte das gar nicht mehr. Das Schicksal hatte es so gewollt, dass der Weihnachtsmann dieses Mal auch ein Präsent bekam. Zumindest für eine Nacht. Am nächsten Morgen dann die Frage: „Willst Du noch bleiben?“ Nein, wollte sie nicht. Darüber solltest Du Dich aber nicht beschweren, Weihnachtsmann. Deine Aufgabe ist das Geschenkeverteilen, vergiss das nicht.
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