Montag, 13. Juli 2009
Kreativpause?
Was ist denn mit diesem Blog los? Seit gut zwei Monaten gab's hier keine neue Kurzgeschichte. Liegt das am Zeitmangel des Autors, mangelnder Kreativität oder der Weltwirtschaftskrise? Tatsache ist, dass ich seit Anfang des Jahres wirklich verhältnismäßig viel Arbeit um die Ohren hatte, aber als Ausrede für die Textarmut dieses Blogs lasse ich das nicht gelten. Die aktuelle Weltwirtschaftskrise beschäftigt mich zwar intellektuell, ihre Auswirkungen spüre ich jedoch zum Glück (noch?) nicht am eigenen Leib. Die Wahrheit liegt also - wie so oft - in der Mitte und lautet mangelnde Kreativität. Allerdings finde ich diesen Umstand gar nicht so schlimm. Ich schreibe lieber eine längere Zeit lang keine künstlerischen Texte, als dass ich während dieser Zeit irgendwelchen Erwartungshaltungen nachgebe und unter Zwang Mist verfasse. Sollte meine Kreativität irgendwann zurückkehren, werde ich sie umso engagierter umsetzen.

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Freitag, 26. Juni 2009
Heal the world
Welcher Mensch steckte hinter der Kunstfigur Michael Jackson? Diese Frage kann nur von wenigen beantwortet werden. Doch bei allen Skandalen um seine Person, bei allen Witzen über seine Nase, ein gemeinsamer Nenner bleibt wohl trotzdem: Er war ein großartiger Musiker, der dem Pop so viel mehr zu geben hatte als beliebiges Chartgedudel. Und genau dort, in seiner Musik, lebt er weiter.

Heal the world.

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Donnerstag, 11. Juni 2009
Hingucken!
Demnächst werde ich wahrscheinlich wieder eine Kurzgeschichte veröffentlichen, sie ist immerhin bereits zur Hälfte fertig. Für viel wichtiger erachte ich jedoch folgende, völlig kostenlos ins Netz gestellte Dokumentation mit dem Namen "Home":

http://www.youtube.com/watch?v=IbDmOt-vIL8&NR=1

Ich selbst habe sie zwar noch nicht gesehen, vertraue aber voll und ganz dem lobenden Urteil eines sehr guten Freundes.

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Donnerstag, 21. Mai 2009
Germanys Next Bulimie-Opfer
Ja, in den vergangenen Wochen hat sich hier nichts geändert (ich schreibe eben nur, wenn eine kreative Phase es mir erlaubt) und ja, der folgende Text ist eine Wieder-Veröffentlichung. Zum Ende der aktuellen Staffel von Heidis Wichs-und Lästershow passt er aber ebenso gut wie damals zu ihrem Beginn.


Innere Schönheit

Eine Fleisch-und Makeup-Beschauung, vielerorts „Casting“ genannt.
Kribbeln in mir, besonders um Bauchgegend.
Ein Happen zu Essen, egal was, und ich kotze.
Der Kopf voll von weißem Rauch. Verhüllt jeden schwierigen Satz, den ich denke.
Bin hier, weil…
Gehe ins Hauptzimmer, man hat mich gerufen.
Beim Betreten des Raumes kurzer Hauch von Verwunderung in den makellosen Jury-Gesichtern.
Geht schnell weg, dann wieder Lächeln, eisig.
Beine werden schwach, geben fast nach.
„Du entsprichst leider nicht ganz unseren Vorstellungen.“
Keine Ahnung, was die Kotze noch unten hält.
„Danke für Deinen Mut. Auf Wiedersehen!“

So würde es ablaufen.
Ich hasse Spiegel, aber noch mehr hasse ich folgenden Satz:
„Auf die innere Schönheit kommt es an.“
Ich hasse ihn besonders, weil er nur von Leuten gesagt wird, die nichts davon verstehen.

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Sonntag, 3. Mai 2009
Ich tippe, also bin ich
In Deinem Kopf fliegen Optionen dessen durcheinander, was Du in diesem Moment tun könntest: Das Abendessen vorbereiten, und zwar mit Planung und genügend Zeit; den langen Zeitungsartikel lesen, der Dein Interesse geweckt hat und an dem Dich nur die Masse an Text abstößt; die alte Springsteen-Platte auflegen, dabei dem Boss die Regie über Deine Gedanken überlassen. Alle Möglichkeiten befinden sich vor Deinen Augen, entfalten aber keine Wirkung auf Dich. Sie vereinnahmen Dich nicht, sondern schweben nur langsam verblassend vor Dir, während Dein Zeigefinger auf den Power-Knopf des PCs drückt. Ein künstliches Licht erhellt den Raum, in dem Du Dich befindest, und mit ihm Dein Gesicht, Dein angespanntes Gesicht.
Die Optionen, denen Du Dir gerade noch vage bewusst warst, sind verschwunden, ihre Einzelteile sickerten in Dein Unterbewusstsein und verharren dort bewegungslos bis zu ihrer Rückkehr. Du öffnest ein Chat-Programm, Deine Augen suchen gierig nach Freunden, die sich in einer Situation befinden, die Deiner gleicht. Schnell hast Du sie ausgemacht, schnell heißt es „hi“, „tach“ und „hey“, und immer wieder „hallo“, während bereits die ersten Rückmeldungen aufblinken.
Zügig bewegen sich Deine Finger über die Tastatur, formen Textfragmente, bei denen in der Eile Buchstaben ihre Plätze tauschen oder gar nicht erst an ihre Position kommen. Eben solche Bausteine schicken Dir Deine Freunde zurück. Es sind Spiegelbilder, aber das bemerkst Du nicht, lieber reagierst Du mit kleinen lachenden Gesichtern. Mal entsprechen sie Deiner Stimmung, oft dienen sie nur bloßem Entgegenkommen. So fliegen Gesprächsfetzen hin und her und formen dabei den Stromfluss der Globalisierung. Aber halt, wieso reagiert Natalie nicht? Egal, schon gehört Deine Aufmerksamkeit einem Link, der von Max kommt und Dir befiehlt, ihm zu folgen (Klick mich!). Du hast Dich gerade zum Pimmel über Berlin vorgearbeitet, da klettern zwei Affen aus Markus Chatfenster und beginnen ein Duett von „something stupid“. Entnervt werden sie weggeklickt, kurz darauf wirfst Du Max ein LOL hinüber. Mittlerweile hat die Laterne vor Deinem Fenster ihren Dienst aufgenommen, die Vögel kommen langsam zu Ruhe, doch Dein Körper löst sich nicht von den Eingabegeräten. Deine Zeitung ist zum Untersetzter geworden, verschmiert von einer Pizza, die entstellten Buchstaben sind genauso nutzlos wie der akustische Brei aus Deinen PC-Boxen. Längst hast Du Dich an beides gewöhnt, immer tiefer tauchst Du ein ins weiße Rauschen.
Am anderen Ende der Stadt legt Natalie ihr Buch beiseite und wartet still darauf, dass die Vögel schlafen gehen.

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Dienstag, 14. April 2009
Kulissenabbau
Hallo Du. Ja, ich meine Dich, der Du gerade auf Deinen Monitor schaust. Wirf einen Blick aus dem Fenster, meinetwegen auch nur in Gedanken! Was siehst Du? Vielleicht dasselbe wie ich? Eine schöne Gegend, bewaldet und nahe am Wasser, voller gepflegter Ein-und Zweifamilienhäuser? Oder Hochhäuser, die ihrem Betrachter ein Gefühl der Erniedrigung geben? Sind es Altbauwohnungen, ohne Schutz vorm Lärm der Straße? Egal. Was Du siehst, wird einem Ort ähnlich sein, von dem ich Dir erzählen möchte. Es gibt da ein Dorf, das ist durch und durch krank. Nicht das Dorf selbst, sondern seine Bewohner! Sie zeigen sich Dir beim Verlassen ihrer Häuser, wenn sie ihren alltäglichen Geschäften nachgehen. Einkaufen, der Weg zur Arbeit, Rasen mähen. Du wirst von ihnen gegrüßt, sie winken Dir zu, rufen ein fröhliches „Alles fit?“ in Deine Richtung. Sie bringen Deine Post, werden Dein Anwalt, schneiden Dir die Haare und unterrichten Deine Kinder. Manchen kommst Du näher, knüpfst vertrauensvolle Bänder, zeigst Dich ihnen nackt. Doch stehen sie hinter ihren Häuserwänden, weißt Du nicht, wie sie aussehen, dreinschauen, sich bewegen oder welche Wörter sie in den Mund nehmen. Die Frage lautet: Willst Du es wissen?

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Mittwoch, 25. März 2009
Drei Worte
Du siehst mich an und Deine strahlenden Augen
werfen einen Blick, der mein Innerstes mit Wärme erfüllt.
Ich spüre Lebendigkeit, Energie und Vorfreude
wild durcheinander springen, sich abwechseln und ergänzen.
Dein Bild bleibt mir nahe, auch wenn mich die Arbeit erdrückt.

Reden konnte ich nie gut, besser gesagt:
Über das sprechen, was ich eben aufgeschrieben habe.
Dann hält jede Körper-Faser meinen Willen zurück
sodass nur Nichtigkeiten geäußert werden.
Der Film war nett, Schnee im Frühjahr muss nicht sein.

Scheiße! Es gibt doch drei Worte, so einfache Worte
die mein Verhältnis zu Dir erklären.
„Die mein Verhältnis zu Dir erklären.“ Welch schlechte Formulierung
für meine Empfindungen und den vollkommenen Menschen, der entstand.
Ich muss bessere Worte finden, Du verdienst sie.

Seit Stunden sitze ich hier im dunklen Zimmer
mit Bergen von zerrissenem Papier um mich herum.
In meinem Kopf fühle ich, wie sich Brei immer
schwerer auf alle Gedanken legt und sie verklebt.
Mittlerweile hasse ich sogar die erste Strophe dieses Gedichtes.

Mir reichen die Mittel meiner Sprache nicht mehr
um mich Dir gegenüber auszudrücken.
Diese drei Worte, diese drei verfickten Worte
werden in jedem zweiten Lied gesungen.
Sie haben ihren Wert schon lange verloren.

Ich liege im Bett, das Schreiben habe ich
für heute aufgegeben.
Die Gedanken kreisen um Dich, Dein Gesicht
folgt mir in die Träume. Du rufst mir spöttisch zu:
Mach es doch nicht immer so kompliziert.

Nun steht ich vor Dir und Du
hast mich gefragt, was ich Dir mitzuteilen habe.
Jetzt werde ich die drei Worte sagen. Aber nur
weil Du endlich das Puzzle meines Lebens vervollständigst.
Mir selbst verspreche ich, mit den folgenden drei Worten
immer sorgsam umzugehen.

Ich liebe Dich.

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Montag, 16. März 2009
Entscheidungen
Ihr seid hier falsch
denn längst sieht ein Baum aus wie der andere
und ihr werdet nicht zum Essen angekommen sein
obwohl Du es versprochen hast
„Hätte ich meine Zweifel zugeben sollen,
als ich mit fester Stimme sagte: Lass uns nach Links gehen?“

Die Wunde klafft, das Messer fliegt über den Küchentisch
frisches Blut an der Klinge
Natürlich schmerzt Deine Hand
aber die Hauptursache Deiner Wut liegt woanders
„Wenn ich nicht mit dem Messer gespielt hätte,
würdest Du mich noch immer ignorieren!“

Die Freudenschreie Deiner Anhänger machen Dich taub
Du empfindest keine Störung, sonders Genugtuung
Ein Tanz, an den Du später keine Erinnerung haben wirst
ist gerade die EINZIGE LÖSUNG, um Deine Freude auszudrücken
„Muss ich zugeben,
dass ich gedopt bin?“

Sie weiß sich zu präsentieren
und steht außerdem voller Erwartung in Deinem Zimmer
Kein Wort wirst Du sagen, sondern Dich nur anstrengen
Damit jeder Deiner Griffe Wirkung zeigt
„Du hast mir gestanden, wie sehr Du mich liebst,
doch in meinen Augen bist Du nichts als Ablenkung!“

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Dienstag, 24. Februar 2009
Schlussverkauf
Er geht zum Info-Schalter, etwas ungelenk, ja, aber seine Frage kommt schnell.
„Ich brauche dringend ein neues Image.“
Der freundliche Herr hinterm Tresen, Herr Henkelmann, legt die hohe Stirn in Falten, damit jeder seine Konzentration sieht.
„Nun, unser Angebot ist sehr umfangreich. Bitte sagen Sie mir doch, wonach Sie genau verlangen.“
(Es ist einfacher, wenn ich dem Kunden ab jetzt einen Namen gebe, sonst besteht die Gefahr einer Verwechslung. Außerdem habe ich keine Lust mehr, die Protagonisten ständig umschreiben zu müssen, etwa mit „der Mann vor dem Schalter“ oder „sein Gegenüber“. Also, von nun an heißt der Kunde „Herr K.“.)
Herr K. muss nicht lange überlegen.
„Aber schauen Sie mich doch an. Würden Sie sich mit diesem Image auf die Straße trauen?“
Der Kundenberater kippt seinen Kopf ein wenig und streicht sich über die Krawatte.
„Mein Herr, nichts liegt mir fremder, als Ihnen zu nahe treten zu wollen…“
Schnell wird er unterbrochen.
„Sie verkaufen doch Images, richtig?“
Herr Henkelmann antwortet sofort.
„Selbstverständlich, ja…“
„Klasse. Und weil Sie das tun, können Sie ein gutes von einem schlechten Image unterscheiden. Ich frage Sie also nochmal:
Würden Sie sich mit dem Image, das Sie hier vor sich sehen, auf die Straße trauen?“
Ein Kundenberater sucht nach Worten. Hat man selten. Sollte er einen anderen Beruf wählen?
„Äh, eventuell teilen Sie mir einfach mit, an welches Image Sie denken, und ich werde sehen, ob wir etwas Passendes für Sie dahaben.“
Herr K. lehnt sich weiter nach vorne, die Hände auf den Tresen gestützt.
„Ich suche was in die Richtung Charmeur, sie wissen schon:
Sichere Gestik, treffsichere Komplimente, immer ne spontane Antwort parat, passt in jede Ecke usw!“
Auf der Stirn von Herrn Henkelmann bilden sich die ersten Schweißperlen. Er will sie wegwischen, antwortet aber erst.
„Mein lieber Herr, es tut mir furchtbar Leid, aber da kann ich Ihnen gar nicht helfen.“
Die Hände des Herrn K. wandern weiter nach vorne.
Er klingt empört.
„Warum nicht?“
Herr Henkelmann verschränkt beide Hände vor seinem Bauch.
„Die sind alle ausverkauft.“

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Donnerstag, 12. Februar 2009
Innere Schönheit
Anlässlich des Starts einer weiteren Staffel von "Germany's Next Topmodel", DER Sendung zum Lästern, Wichsen und Komplexe-Kriegen (je nach Geschlecht, Körperbau und psychischer Stabilität der Zuschauerin/ des Zuschauers) habe ich einen älteren, unveröffentlichten Text aus meinem Archiv gekramt. Heidi, der hier ist für Dich!

Innere Schönheit

Eine Fleisch-und Makeup-Beschauung, vielerorts „Casting“ genannt.
Kribbeln in mir, besonders um Bauchgegend.
Ein Happen zu Essen, egal was, und ich kotze.
Der Kopf voll von weißem Rauch. Verhüllt jeden schwierigen Satz, den ich denke.
Bin hier, weil…
Gehe ins Hauptzimmer, man hat mich gerufen.
Beim Betreten des Raumes kurzer Hauch von Verwunderung in den makellosen Jury-Gesichtern.
Geht schnell weg, dann wieder Lächeln, eisig.
Beine werden schwach, geben fast nach.
„Du entsprichst leider nicht ganz unseren Vorstellungen.“
Keine Ahnung, was die Kotze noch unten hält.
„Danke für Deinen Mut. Auf Wiedersehen!“

So würde es ablaufen.
Ich hasse Spiegel, aber noch mehr hasse ich folgenden Satz:
„Auf die innere Schönheit kommt es an.“
Ich hasse ihn besonders, weil er nur von Leuten gesagt wird, die nichts davon verstehen.

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