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Montag, 20. November 2006
Rückblick
tobi-wan, 19:18h
Heute blicke ich zurück.
Ist das klug?
Sollte der Blick nicht besser nach vorne gerichtet sein?
Wer zurück blickt, und den Mut hat, ehrlich zu sein, der entdeckt viel Schlechtes.
Blickt man nach vorne, so ist da Ungewissheit oder Hoffnung, oft je nach Einstellung.
Wenn ich meinen Blick heute zurückrichte, dann gewinne ich daraus vor allem eine Erkenntnis:
Letztendlich ist es egal, was oder mit wem man etwas tut.
Hauptsache, man tut es mit Zufriedenheit.
Ist das klug?
Sollte der Blick nicht besser nach vorne gerichtet sein?
Wer zurück blickt, und den Mut hat, ehrlich zu sein, der entdeckt viel Schlechtes.
Blickt man nach vorne, so ist da Ungewissheit oder Hoffnung, oft je nach Einstellung.
Wenn ich meinen Blick heute zurückrichte, dann gewinne ich daraus vor allem eine Erkenntnis:
Letztendlich ist es egal, was oder mit wem man etwas tut.
Hauptsache, man tut es mit Zufriedenheit.
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Donnerstag, 16. November 2006
Über jeden Zweifel erhaben
tobi-wan, 21:50h
Der Applaus war wie eine Droge für ihn. Er entschädigte nicht nur einfach für seine Anstrengungen auf der Bühne. Stattdessen gab es etwas in seinem Inneren, was danach schrie und erst Ruhe gab, wenn die Menge tobte. Er war süchtig nach ihren fanatisch verzerrten Gesichtern, ihrem Gebrüll, den vielen Zurufen.
Es verschaffte ihm Befriedigung, wenn er der Presse entnehmen konnte, dass die Zahl seiner Fans weiter wuchs und dass diese sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnten. Natürlich hatte er das den Schreiberlingen so nie gesagt.
„Ich schätze meine Fans, sie geben mir Kraft, aber niemand sollte sein Leben voll und ganz einem Star widmen, das ist ungesund“. So wollte er zitiert werden, nicht anders.
Deshalb war es auch nötig, dass er so manche Dame für ihr Schweigen bezahlte, bevor und auch oft lange nachdem sie sein Hotelzimmer wieder verlassen hatte. Einmal, da ging eine von ihnen an die Presse, und erzählte etwas intimere Details ihrer angeblichen Nacht mit ihm. Geglaubt hatte ihr das aber kaum jemand, dafür pflegte er sein Image einfach viel zu gut.
Schlussendlich waren es seine Fans, diese treuen Seelen, die sein so mühsam konstruiertes Ansehen auch nach seinem Tod tapfer aufrechterhielten.
Denn die Geschichte mit der Überdosis, die konnte einfach nicht wahr sein, nicht bei einem solch guten Menschen.
Es verschaffte ihm Befriedigung, wenn er der Presse entnehmen konnte, dass die Zahl seiner Fans weiter wuchs und dass diese sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnten. Natürlich hatte er das den Schreiberlingen so nie gesagt.
„Ich schätze meine Fans, sie geben mir Kraft, aber niemand sollte sein Leben voll und ganz einem Star widmen, das ist ungesund“. So wollte er zitiert werden, nicht anders.
Deshalb war es auch nötig, dass er so manche Dame für ihr Schweigen bezahlte, bevor und auch oft lange nachdem sie sein Hotelzimmer wieder verlassen hatte. Einmal, da ging eine von ihnen an die Presse, und erzählte etwas intimere Details ihrer angeblichen Nacht mit ihm. Geglaubt hatte ihr das aber kaum jemand, dafür pflegte er sein Image einfach viel zu gut.
Schlussendlich waren es seine Fans, diese treuen Seelen, die sein so mühsam konstruiertes Ansehen auch nach seinem Tod tapfer aufrechterhielten.
Denn die Geschichte mit der Überdosis, die konnte einfach nicht wahr sein, nicht bei einem solch guten Menschen.
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Dienstag, 14. November 2006
Der Entscheidungsprozess
tobi-wan, 16:28h
Ach, wie entscheide ich mich denn jetzt?
So?
Oder doch lieber anders?
Verdammt, die Zeit drängt…
Im Prinzip habe ich doch keine Ahnung…
Egal, es muss eine Entscheidung getroffen werden!
Was, die Entscheidung war falsch?
Schwachsinn, ich treffe keine falschen Entscheidungen!
So?
Oder doch lieber anders?
Verdammt, die Zeit drängt…
Im Prinzip habe ich doch keine Ahnung…
Egal, es muss eine Entscheidung getroffen werden!
Was, die Entscheidung war falsch?
Schwachsinn, ich treffe keine falschen Entscheidungen!
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Samstag, 11. November 2006
Brief aus der Hölle
tobi-wan, 16:07h
Mein lieber Freund,
bitte nimm diesen Brief als Entschuldigung für den vielen Unsinn, den ich Dir bei unserem letzten Treffen an den Kopf geworfen habe.
Je länger ich hier bin, desto mehr schäme ich mich dafür.
Ich habe Dich als Verräter und moralischer Versager hingestellt, weil Du nicht mitkommen wolltest.
Doch nun weiß ich, wie sehr ich irrte und Du Recht hattest.
In den ersten Wochen konnten wir hier noch unseren Spaß haben, dass ist richtig, und unser Einsatz wirkte auf uns wie eine Klassenfahrt. Doch spätestens nach der ersten richtigen Mission, bei der wir mitgeholfen haben, ein Dorf von Terroristen zu säubern, sind unsere Illusionen zerplatzt. Keiner, der nicht dabei war, kann auch nur ein bisschen Nachfühlen, wie das ist, wenn man jemanden tötet. So richtig bewusst wird Dir das erst, wenn Du abends im Bett liegst, nicht schlafen kannst, und Du ganz alleine mit Deinem Gewissen bist. Da helfen Dir keine Kameraden oder Vorgesetzten, die Stimme in Deinem Kopf auszuschalten, da gibt es nur sie und Dich. Und glaube mir bitte: Den Anblick von zerfetzten Leichen kannst Du verdrängen, aber niemals wirst Du Dich wirklich an ihn gewöhnen.
Kein Wunder, dass sich einer von den Jungs vorletzte Nacht seine Pistole in den Hals gesteckt hat. Ein wirklich netter Junge, aber wohl zu sensibel für das, was wir hier machen. Er bekam gleich am ersten Abend, als wir Dank geschmuggeltem Wodka unsere Einweihungsparty feierten, den Spitznamen „Goethe“ verpasst.
Als wir uns gestern von Goethe verabschiedet haben, da versuchten unsere Vorgesetzten, sein Engagement fürs Vaterland zu loben. Es klang so unendlich hohl für mich, auch wenn Du mir das vielleicht nicht glauben wirst. Die anderen Jungs denken da wohl ähnlich. Dazu brauchst Du ihnen nur in die Augen zu sehen, und Du wirst erkennen, dass jegliches Funkeln erloschen ist. Drei von uns sind heute total ausgerastet, als wir ein Haus durchsuchen sollten. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass nie jemand erfährt, was sie mit dieser Frau gemacht haben, aber wir hassen uns dafür.
Glaube mir, mein lieber Freund, wir alle mussten hier unten unsere Seelen verkaufen, um überhaupt zu überleben und vielleicht irgendwann nach Hause zurückkehren zu können.
Doch loslassen, dass ins uns jetzt allen bewusst, wird uns dieser Krieg niemals.
Zur Hölle mit allen, die uns dazu gebracht haben, hierher zu kommen!
Zur Hölle mit denen, die sich uns in den Weg stellen!
Wir selber sind längst angekommen.
bitte nimm diesen Brief als Entschuldigung für den vielen Unsinn, den ich Dir bei unserem letzten Treffen an den Kopf geworfen habe.
Je länger ich hier bin, desto mehr schäme ich mich dafür.
Ich habe Dich als Verräter und moralischer Versager hingestellt, weil Du nicht mitkommen wolltest.
Doch nun weiß ich, wie sehr ich irrte und Du Recht hattest.
In den ersten Wochen konnten wir hier noch unseren Spaß haben, dass ist richtig, und unser Einsatz wirkte auf uns wie eine Klassenfahrt. Doch spätestens nach der ersten richtigen Mission, bei der wir mitgeholfen haben, ein Dorf von Terroristen zu säubern, sind unsere Illusionen zerplatzt. Keiner, der nicht dabei war, kann auch nur ein bisschen Nachfühlen, wie das ist, wenn man jemanden tötet. So richtig bewusst wird Dir das erst, wenn Du abends im Bett liegst, nicht schlafen kannst, und Du ganz alleine mit Deinem Gewissen bist. Da helfen Dir keine Kameraden oder Vorgesetzten, die Stimme in Deinem Kopf auszuschalten, da gibt es nur sie und Dich. Und glaube mir bitte: Den Anblick von zerfetzten Leichen kannst Du verdrängen, aber niemals wirst Du Dich wirklich an ihn gewöhnen.
Kein Wunder, dass sich einer von den Jungs vorletzte Nacht seine Pistole in den Hals gesteckt hat. Ein wirklich netter Junge, aber wohl zu sensibel für das, was wir hier machen. Er bekam gleich am ersten Abend, als wir Dank geschmuggeltem Wodka unsere Einweihungsparty feierten, den Spitznamen „Goethe“ verpasst.
Als wir uns gestern von Goethe verabschiedet haben, da versuchten unsere Vorgesetzten, sein Engagement fürs Vaterland zu loben. Es klang so unendlich hohl für mich, auch wenn Du mir das vielleicht nicht glauben wirst. Die anderen Jungs denken da wohl ähnlich. Dazu brauchst Du ihnen nur in die Augen zu sehen, und Du wirst erkennen, dass jegliches Funkeln erloschen ist. Drei von uns sind heute total ausgerastet, als wir ein Haus durchsuchen sollten. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass nie jemand erfährt, was sie mit dieser Frau gemacht haben, aber wir hassen uns dafür.
Glaube mir, mein lieber Freund, wir alle mussten hier unten unsere Seelen verkaufen, um überhaupt zu überleben und vielleicht irgendwann nach Hause zurückkehren zu können.
Doch loslassen, dass ins uns jetzt allen bewusst, wird uns dieser Krieg niemals.
Zur Hölle mit allen, die uns dazu gebracht haben, hierher zu kommen!
Zur Hölle mit denen, die sich uns in den Weg stellen!
Wir selber sind längst angekommen.
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Donnerstag, 9. November 2006
Den Moment erleben...
tobi-wan, 15:32h
Uni war früh zu Ende, Dossier kam gut an, der Herbst entfaltete mit wehenden, bunt gefärbten Blättern Aufbruchsstimmung, und bei der Nachhausefahrt wurde auch noch das Lieblingslied im Radio gespielt, was bei voller Lautstärke zum Mitsingen animierte.
So können kleine, aber nicht unbedeutende Freuden des Alltags aussehen.
Die Welt und ihre Probleme drängen in den Hintergrund, zwar nicht lange, aber immerhin für den Moment.
So können kleine, aber nicht unbedeutende Freuden des Alltags aussehen.
Die Welt und ihre Probleme drängen in den Hintergrund, zwar nicht lange, aber immerhin für den Moment.
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Dienstag, 7. November 2006
Der schöne Schein
tobi-wan, 21:59h
Wie hat man in der Schule, der Uni oder im Berufsleben Erfolg?
Indem man pünktlich ist, höflich, kommunikativ, hart arbeitet oder eine schnelle Auffassungsgabe besitzt?
Möglich.
Doch warum schaffen es dann immer wieder Menschen, gute Noten sowie Spitzenpositionen zu erreichen, die bei näherem Hinsehen von Tuten und Blasen keine Ahnung haben?
Weil sie Meister der Selbstinszenierung sind.
Ob sie sich ihrer Schwächen bewusst sind, oder sie nur geschickt zu kaschieren wissen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Doch sie alle haben die Erkenntnis gemein, dass heutzutage (oder schon immer?) für viele der Schein alles und der Kern nichts ist. Also rücken sie das eigene Ich ins Zentrum des Universums, und überdecken ihre stille Verachtung der anderen mit geschickter Rhetorik und selbstgefälligem Auftreten. Klar, ein vernünftiges Selbstbewusstsein ist wichtig.
Aber hoffentlich gibt es auch in Zukunft noch ein paar Mitmenschen, die den vielen Blendern da draußen ihre Masken vom Gesicht reißen.
Indem man pünktlich ist, höflich, kommunikativ, hart arbeitet oder eine schnelle Auffassungsgabe besitzt?
Möglich.
Doch warum schaffen es dann immer wieder Menschen, gute Noten sowie Spitzenpositionen zu erreichen, die bei näherem Hinsehen von Tuten und Blasen keine Ahnung haben?
Weil sie Meister der Selbstinszenierung sind.
Ob sie sich ihrer Schwächen bewusst sind, oder sie nur geschickt zu kaschieren wissen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Doch sie alle haben die Erkenntnis gemein, dass heutzutage (oder schon immer?) für viele der Schein alles und der Kern nichts ist. Also rücken sie das eigene Ich ins Zentrum des Universums, und überdecken ihre stille Verachtung der anderen mit geschickter Rhetorik und selbstgefälligem Auftreten. Klar, ein vernünftiges Selbstbewusstsein ist wichtig.
Aber hoffentlich gibt es auch in Zukunft noch ein paar Mitmenschen, die den vielen Blendern da draußen ihre Masken vom Gesicht reißen.
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Sonntag, 5. November 2006
Die Welt ist schön!/Zur Hölle damit!
tobi-wan, 23:50h
Ehrlich, wir leben in einer super-tollen-Zuckerguß-Honig-Welt, so dass wir demjenigen, der dafür verantwortlich ist, jeden Tag danken müssen.
Zumindest sollten das diejenigen tun, die es geschafft haben, ihren Blick permanent auf die hellen Stellen zu richten. Leute, ihr macht das richtig!
Doch wenn man das Haus, in dem diese Leute andauernd ihre Optimisten - Partys feiern, verlässt, dann trifft man davor auf einige betreten aus der Wäsche schauende
Zeitgenossen.
Das sind die Leute, die leider verschissen haben.
Deren Blick bleibt nämlich viel zu oft an Tod, Vergewaltigung, Krieg, Hunger und Misshandlung hängen, so was kann einem die gute Stimmung echt versauen.
Die haben dann nämlich gar keine Lust mehr, auf die Grinsebacken – Partys zu gehen.
Was kann man also tun?
Keine Ahnung.
Aber vielleicht sollten sich beide Gruppen öfters mal zu gemeinsamen Partys treffen, auf denen nicht nur getanzt
(was aber sehr wichtig ist), sondern in den Tanzpausen auch ein wenig mehr geredet wird.
Zumindest sollten das diejenigen tun, die es geschafft haben, ihren Blick permanent auf die hellen Stellen zu richten. Leute, ihr macht das richtig!
Doch wenn man das Haus, in dem diese Leute andauernd ihre Optimisten - Partys feiern, verlässt, dann trifft man davor auf einige betreten aus der Wäsche schauende
Zeitgenossen.
Das sind die Leute, die leider verschissen haben.
Deren Blick bleibt nämlich viel zu oft an Tod, Vergewaltigung, Krieg, Hunger und Misshandlung hängen, so was kann einem die gute Stimmung echt versauen.
Die haben dann nämlich gar keine Lust mehr, auf die Grinsebacken – Partys zu gehen.
Was kann man also tun?
Keine Ahnung.
Aber vielleicht sollten sich beide Gruppen öfters mal zu gemeinsamen Partys treffen, auf denen nicht nur getanzt
(was aber sehr wichtig ist), sondern in den Tanzpausen auch ein wenig mehr geredet wird.
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Samstag, 4. November 2006
Kein Wiedersehen
tobi-wan, 14:59h
Als sie sein Zimmer im Krankenhaus zum letzten Mal betrat,
da fiel ihr auf, wie schön er es sich doch in den letzten Wochen eingerichtet hatte.
Die Blumen auf dem Nachttisch und der Fensterbank sorgten für Lebendigkeit, während die Sonne von draußen mit ganzer Kraft ins Zimmer strahlte, weil er die Vorhänge hatte komplett entfernen lassen.
Nun konnte nichts mehr seinen Blick aus dem Fenster behindern, auf den kleinen Park mit der riesigen Buche in der Mitte, die ihre Blätter langsam verlor.
„Der Baum kann sich wenigstens auf den Frühling freuen, da bekommt er neue Blätter…“
Immer, wenn er so etwas sagte, dann wollte sie ihn trösten, etwas sagen, was ihn aufheiterte, aber schnell kam sie dahinter, dass wohl kein Mensch auf dieser Welt die Wörter kannte, die dazu notwendig waren. Schließlich hatte er doch Recht, und er wusste das ebenso.
„Du musst dazu nichts sagen, erzähl mir einfach von Deiner Woche, und ich bin glücklich.“
Sie tat das, so detailliert und ehrlich, wie sie es bei keinem anderen Menschen durfte.
Obwohl ihm die Konzentration schwer fiel, wandte er seine ganze Kraft darauf auf, ihren Worten zu lauschen. Früher hatte er ihr nie so zugehört, da war er immer mit etwas anderem beschäftigt oder mit seinen Gedanken weit weg gewesen, doch nun freute er sich jeden Tag aufs Neue darauf. So vergingen die Stunden, das Licht von draußen wurde schwächer, und die Buche ließ ihre letzten Blätter fallen.
Am Ende bat er sie nur um einen letzten Gefallen:
„Bitte sag nicht auf Wiedersehen, wenn Du gehst, und drehe Dich nicht noch einmal um, sonst wird es zu schwer.“
Sie hörte auf ihn.
Doch jeder, der anschließend einen Blick in ihr Gesicht werfen konnte, wusste, wie schwer ihr das fiel.
da fiel ihr auf, wie schön er es sich doch in den letzten Wochen eingerichtet hatte.
Die Blumen auf dem Nachttisch und der Fensterbank sorgten für Lebendigkeit, während die Sonne von draußen mit ganzer Kraft ins Zimmer strahlte, weil er die Vorhänge hatte komplett entfernen lassen.
Nun konnte nichts mehr seinen Blick aus dem Fenster behindern, auf den kleinen Park mit der riesigen Buche in der Mitte, die ihre Blätter langsam verlor.
„Der Baum kann sich wenigstens auf den Frühling freuen, da bekommt er neue Blätter…“
Immer, wenn er so etwas sagte, dann wollte sie ihn trösten, etwas sagen, was ihn aufheiterte, aber schnell kam sie dahinter, dass wohl kein Mensch auf dieser Welt die Wörter kannte, die dazu notwendig waren. Schließlich hatte er doch Recht, und er wusste das ebenso.
„Du musst dazu nichts sagen, erzähl mir einfach von Deiner Woche, und ich bin glücklich.“
Sie tat das, so detailliert und ehrlich, wie sie es bei keinem anderen Menschen durfte.
Obwohl ihm die Konzentration schwer fiel, wandte er seine ganze Kraft darauf auf, ihren Worten zu lauschen. Früher hatte er ihr nie so zugehört, da war er immer mit etwas anderem beschäftigt oder mit seinen Gedanken weit weg gewesen, doch nun freute er sich jeden Tag aufs Neue darauf. So vergingen die Stunden, das Licht von draußen wurde schwächer, und die Buche ließ ihre letzten Blätter fallen.
Am Ende bat er sie nur um einen letzten Gefallen:
„Bitte sag nicht auf Wiedersehen, wenn Du gehst, und drehe Dich nicht noch einmal um, sonst wird es zu schwer.“
Sie hörte auf ihn.
Doch jeder, der anschließend einen Blick in ihr Gesicht werfen konnte, wusste, wie schwer ihr das fiel.
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Mittwoch, 1. November 2006
The show must go on
tobi-wan, 23:02h
Liebe Leserschaft!
Was nun folgt, ist weniger klassische Kurzgeschichte, sondern vielmehr mein bescheidener Versuch einer Parabel.
Das besondere an einer solchen Parabel ist, dass sich ihre Aussage nicht unmittelbar, sondern erst durch die Interpretation bzw. Auflösung des Gleichnisses erschließt.
The show must go on
Plötzlich blieb er stehen, inmitten der sich bewegenden Menge.
Er ließ seine Tasche fallen, sodass ihr Inhalt über den Boden verteilt wurde.
Einige seiner Mitmenschen wandten ihm in diesem Moment verstohlene Blicke zu, aber stoppen wollte niemand.
Anschließend zog er seine Brieftasche hervor und warf die Dinge, die sich in ihr befanden, achtlos fort.
„Mama, der Mann schmeißt sein Geld weg, wie toll…“
Als nächstes kam seine Brille an die Reihe, das Glas zersplitterte unter den Schuhsohlen.
Die Menschen um ihn schienen nun schneller laufen zu wollen.
Selbst, als er sich all seiner Kleider entledigt hatte, und langsam, aber sicher, zur Hauptstraße lief, bewegte sich die Menge weiter.
Nur der eine oder andere Mundwinkel wurde leicht verzogen.
Was nun folgt, ist weniger klassische Kurzgeschichte, sondern vielmehr mein bescheidener Versuch einer Parabel.
Das besondere an einer solchen Parabel ist, dass sich ihre Aussage nicht unmittelbar, sondern erst durch die Interpretation bzw. Auflösung des Gleichnisses erschließt.
The show must go on
Plötzlich blieb er stehen, inmitten der sich bewegenden Menge.
Er ließ seine Tasche fallen, sodass ihr Inhalt über den Boden verteilt wurde.
Einige seiner Mitmenschen wandten ihm in diesem Moment verstohlene Blicke zu, aber stoppen wollte niemand.
Anschließend zog er seine Brieftasche hervor und warf die Dinge, die sich in ihr befanden, achtlos fort.
„Mama, der Mann schmeißt sein Geld weg, wie toll…“
Als nächstes kam seine Brille an die Reihe, das Glas zersplitterte unter den Schuhsohlen.
Die Menschen um ihn schienen nun schneller laufen zu wollen.
Selbst, als er sich all seiner Kleider entledigt hatte, und langsam, aber sicher, zur Hauptstraße lief, bewegte sich die Menge weiter.
Nur der eine oder andere Mundwinkel wurde leicht verzogen.
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Dienstag, 31. Oktober 2006
Carpe Diem
tobi-wan, 00:29h
Eigentlich brauchte er keinen Wecker mehr, da er eh jeden Morgen genau fünf Minuten vor dem Klingeln aufwachte.
Dann stieg er aus dem Bett, stellte ihn aus,
und ging anschließend ins Bad. Das Geräusch des plätschernden Wassers wiederum weckte seine Frau, die sich auf den Weg Richtung Küche machte.
Danach Kaffee, wenig essen, Blick in die Zeitung, vereinzelte Blicke zur Frau, „Machs gut“, „Du auch“, Aktenkoffer in die Hand, raus aus dem Haus und Richtung Bus.
Im Büro nervte ihn dann am meisten, dass die Uhr in einer Höhe an der Wand hing, in der er sie ständig sehen musste.
So wurde er immer daran erinnert, wie langsam ein acht Stunden Tag vergehen kann.
Die Kommunikation mit den Kollegen hatte er schon lange auf ein Minimum reduziert, weil die Themen immer dieselben waren und ihn langweilten.
Seine Lieblingsbeschäftigung in den Pausen bestand mittlerweile darin, Bleistifte mit dem Daumen zu zerknicken.
Schön, dass die Firma ständig neue stellte.
Um nach Feierabend nachhause zu kommen, nahm er stets die U-Bahn.
Doch als er dieses Mal in seinem Abteil saß, da blieb er nicht alleine, so wie er es gerne gehabt hätte. Stattdessen stieg an der zweiten Station ein Mann zu, an dessen Kleidung und Haarschnitt man erkennen konnte, dass er schon seit vielen Nächten unter freiem Himmel schlafen musste.
Der Obdachlose hätte sich auf jeden Platz im Wagon setzen können, doch er wählte den Sitz genau gegenüber von ihm.
Dem war das sichtlich unangenehm und so suchte sein Blick das Abteil hektisch nach einem Punkt ab, den er anstarren konnte.
Der Obdachlose hingegen begann langsam, und schließlich immer heftiger zu lachen, aber das Lachen war keineswegs hämisch.
„Warum lachen Sie so?“
Der Obdachlose schaute ihm nun direkt in die Augen.
„Ihr Gesicht, das ist so missmutig und verkniffen, es passt nicht zu Ihrem schönen Mantel oder Ihrem Aktenkoffer, und schon gar nicht zu diesem wunderbaren Ring an Ihrem Ringfinger….“.
Bis der Zug an der nächsten Haltestelle stoppte, sagte keiner von beiden mehr etwas.
Der Obdachlose schmunzelte nur weiter vor sich hin, bevor er schließlich ausstieg. Zurück lies er einen nun leicht verwirrt blickenden Mann, der sich die restliche Fahrt immer wieder dabei ertappte, wie er seinen Ring betrachtete.
Als er danach endlich die Wohnungstür erreichte, da verharrte er für einige Minuten regungslos davor, und das, obwohl ein starker Regen einsetzte.
Seine Frau musste das durch ein Fenster mitbekommen haben, denn schließlich war sie es, die die Tür öffnete und ihn mit entsetztem Blick empfing. So stand er vor ihr, ganz und gar durchnässt, doch seine Mundwinkel hatten sich schon lange zu einem Lächeln verzogen.
„Hallo schöne Frau, Lust auf einen Spaziergang bei diesem herrlichen Wetter?“
„Aber Du bist doch schon vollkommen nass, und es schüttet immer noch…“
„Das ist gut, da haben wir den Bürgersteig wenigstens für uns.“
Ihr Gesicht verlor plötzlich, ganz langsam, den Ausdruck des Entsetzens.
An seine Stelle trat ein Blick, den er bei ihr schon sehr lange nicht mehr hatte ausmachen können. Beide merkten in diesem Moment, wie sehr ihnen dieser Blick gefehlt hatte.
Und mit sanftem Druck zog er sie nach draußen, worauf sie etwas taten, was sie Jahrelang nicht getan hatten:
Einen Spaziergang zu zweit, Hand in Hand,
im Regen, wie früher.
Dann stieg er aus dem Bett, stellte ihn aus,
und ging anschließend ins Bad. Das Geräusch des plätschernden Wassers wiederum weckte seine Frau, die sich auf den Weg Richtung Küche machte.
Danach Kaffee, wenig essen, Blick in die Zeitung, vereinzelte Blicke zur Frau, „Machs gut“, „Du auch“, Aktenkoffer in die Hand, raus aus dem Haus und Richtung Bus.
Im Büro nervte ihn dann am meisten, dass die Uhr in einer Höhe an der Wand hing, in der er sie ständig sehen musste.
So wurde er immer daran erinnert, wie langsam ein acht Stunden Tag vergehen kann.
Die Kommunikation mit den Kollegen hatte er schon lange auf ein Minimum reduziert, weil die Themen immer dieselben waren und ihn langweilten.
Seine Lieblingsbeschäftigung in den Pausen bestand mittlerweile darin, Bleistifte mit dem Daumen zu zerknicken.
Schön, dass die Firma ständig neue stellte.
Um nach Feierabend nachhause zu kommen, nahm er stets die U-Bahn.
Doch als er dieses Mal in seinem Abteil saß, da blieb er nicht alleine, so wie er es gerne gehabt hätte. Stattdessen stieg an der zweiten Station ein Mann zu, an dessen Kleidung und Haarschnitt man erkennen konnte, dass er schon seit vielen Nächten unter freiem Himmel schlafen musste.
Der Obdachlose hätte sich auf jeden Platz im Wagon setzen können, doch er wählte den Sitz genau gegenüber von ihm.
Dem war das sichtlich unangenehm und so suchte sein Blick das Abteil hektisch nach einem Punkt ab, den er anstarren konnte.
Der Obdachlose hingegen begann langsam, und schließlich immer heftiger zu lachen, aber das Lachen war keineswegs hämisch.
„Warum lachen Sie so?“
Der Obdachlose schaute ihm nun direkt in die Augen.
„Ihr Gesicht, das ist so missmutig und verkniffen, es passt nicht zu Ihrem schönen Mantel oder Ihrem Aktenkoffer, und schon gar nicht zu diesem wunderbaren Ring an Ihrem Ringfinger….“.
Bis der Zug an der nächsten Haltestelle stoppte, sagte keiner von beiden mehr etwas.
Der Obdachlose schmunzelte nur weiter vor sich hin, bevor er schließlich ausstieg. Zurück lies er einen nun leicht verwirrt blickenden Mann, der sich die restliche Fahrt immer wieder dabei ertappte, wie er seinen Ring betrachtete.
Als er danach endlich die Wohnungstür erreichte, da verharrte er für einige Minuten regungslos davor, und das, obwohl ein starker Regen einsetzte.
Seine Frau musste das durch ein Fenster mitbekommen haben, denn schließlich war sie es, die die Tür öffnete und ihn mit entsetztem Blick empfing. So stand er vor ihr, ganz und gar durchnässt, doch seine Mundwinkel hatten sich schon lange zu einem Lächeln verzogen.
„Hallo schöne Frau, Lust auf einen Spaziergang bei diesem herrlichen Wetter?“
„Aber Du bist doch schon vollkommen nass, und es schüttet immer noch…“
„Das ist gut, da haben wir den Bürgersteig wenigstens für uns.“
Ihr Gesicht verlor plötzlich, ganz langsam, den Ausdruck des Entsetzens.
An seine Stelle trat ein Blick, den er bei ihr schon sehr lange nicht mehr hatte ausmachen können. Beide merkten in diesem Moment, wie sehr ihnen dieser Blick gefehlt hatte.
Und mit sanftem Druck zog er sie nach draußen, worauf sie etwas taten, was sie Jahrelang nicht getan hatten:
Einen Spaziergang zu zweit, Hand in Hand,
im Regen, wie früher.
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