Samstag, 17. März 2007
Willkommen in der schwarzen Parade!
tobi-wan, 14:28h
Als ich noch klein war, vielleicht gerade acht Jahre alt, da kam mein Vater einmal zu mir ins Zimmer, und ich merkte sofort, dass etwas Außergewöhnliches passieren würde, weil sein Gesicht sehr ernst aussah. Er sagte mir, dass es an der Zeit sei, meine besten Sachen anzuziehen, damit ich ihm in die Stadt folgen kann.
Ich fragte ihn, warum es nötig ist, sich dafür hübsch zu machen. Da antwortete er: „Junge, ich zeige Dir heute in der Stadt etwas ganz Besonderes: Die schwarze Parade.“
Anschließend riet er mir noch, mich zu beeilen, und verließ das Zimmer.
Verwirrt stand ich da, in der Mitte meines Zimmers, doch nach kurzer Zeit entschied ich, den Anweisungen meines Vaters zu folgen. Nicht, dass ich ein Kind gewesen wäre, welches seinem Vater nie widersprach. Nein, ich war ganz einfach neugierig, was es mit der schwarzen Parade auf sich hatte.
Als ich mit meinem Vater das Haus verließ, bemerkte ich, wie ungewöhnlich still meine Mutter an diesem Tag war und wie besorgt sie dreinblickte. Mein Vater jedoch ließ sich davon nicht beirren.
Auf dem Weg zur Stadt stellte ich ihm die Fragen, die mich beschäftigten.
Wer läuft da mit?
Wie sieht sie aus?
Warum findet sie statt?
Aber er murmelte nur „wirst Du alles sehen“ und ging weiter.
Nach einigen Minuten blieb er stehen. Wir befanden uns auf der nördlichen Seite der großen Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führte und wenige Meter weiter hinter einem Knick verschwand. An beiden Seiten der Straße hatten sich Leute versammelt, sie sprachen kaum und blickten alle nur zum Ende der Hauptstraße.
Ich weiß noch, dass ich die Trommeln hörte, bevor ich auch nur ein einziges Mitglied der schwarzen Parade sah.
Dieses gleichmäßige Trommeln war erst ganz leise und kam dann immer näher. Je lauter es wurde, desto mehr faszinierte es mich.
Kaum zu glauben, aber noch bevor die schwarze Parade um die Ecke bog, hatte sie mich begeistert. Als es dann endlich soweit war, fühlte es sich an, als hätte ich mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet.
„Papa, da kommen sie“, schrie ich.
Doch er packte mich nur am Arm und forderte mich eindringlich auf, still zu sein.
Es fällt mir schwer, an dieser Stelle in Worte zu fassen, wie die schwarze Parade aussieht. Sicherlich kann sie dem unbedarften Beobachter Angst machen, mit all ihren in schwarze Gewänder gehüllten Mitgliedern, die mit absolut präzisem Gleichschritt marschieren. Einige tragen groteske Masken, andere zeigen ihre ausdruckslos-bleichen Gesichter. Es ist, als hätte der Tod diesen Leuten noch einmal gestattet, für einen letzten Marsch auf die Erde zurückzukehren.
Wie ich nach und nach mitbekam, konnte man meinen Vater nicht gerade zu einem Anhänger dieser Parade zählen.
Er drängte mich schon nach fünf Minuten dazu, die Hauptstraße wieder zu verlassen und nach Hause zurückzukehren.
Doch ich wollte nicht. Bereits diese kurze Zeit reichte aus, um mich in einen Anhänger der schwarzen Parade zu verwandeln.
Mittlerweile ist mir klar, dass Vater diesen Umstand immer befürchtet hat.
Ich hingegen besuchte die schwarze Parade von da an zuerst heimlich und später ganz offen, so oft ich es konnte.
Vieles musste ich loslassen und Dinge tun, deren genaue Beschreibung ich an dieser Stelle aussparen möchte.
Aber meine Mühen haben sich gelohnt, denn nun stehe ich da, wo ich immer hinwollte: An der Spitze.
Meinen Eltern gefiel das überhaupt nicht, aber sie waren keineswegs dazu in der Lage, mich daran zu hindern.
Einmal hörte ich kurz vor dem Weggehen, wie meine Mutter in der Küche zu meinem Vater sagte, sie habe von Anfang an gewusst , dass es besser gewesen wäre, mir die schwarze Parade nicht zu zeigen.
Seine Antwort klang so bitter wie überzeugt:
„Wir können ihn nicht vor Allem beschützen, und besonders nicht vor ihr.
Er hätte ihr von alleine widerstehen müssen, was er leider nicht geschafft hat.
Ich dachte immer, dass der Junge stärker ist.“
Mir macht es nichts aus, dass mein Vater mich für schwach hält.
Er ist einfach ignorant, hat die falsche Perspektive und darum nicht die entfernteste Vorstellung davon, wie stark mich die schwarze Parade gemacht hat!
Ich fragte ihn, warum es nötig ist, sich dafür hübsch zu machen. Da antwortete er: „Junge, ich zeige Dir heute in der Stadt etwas ganz Besonderes: Die schwarze Parade.“
Anschließend riet er mir noch, mich zu beeilen, und verließ das Zimmer.
Verwirrt stand ich da, in der Mitte meines Zimmers, doch nach kurzer Zeit entschied ich, den Anweisungen meines Vaters zu folgen. Nicht, dass ich ein Kind gewesen wäre, welches seinem Vater nie widersprach. Nein, ich war ganz einfach neugierig, was es mit der schwarzen Parade auf sich hatte.
Als ich mit meinem Vater das Haus verließ, bemerkte ich, wie ungewöhnlich still meine Mutter an diesem Tag war und wie besorgt sie dreinblickte. Mein Vater jedoch ließ sich davon nicht beirren.
Auf dem Weg zur Stadt stellte ich ihm die Fragen, die mich beschäftigten.
Wer läuft da mit?
Wie sieht sie aus?
Warum findet sie statt?
Aber er murmelte nur „wirst Du alles sehen“ und ging weiter.
Nach einigen Minuten blieb er stehen. Wir befanden uns auf der nördlichen Seite der großen Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führte und wenige Meter weiter hinter einem Knick verschwand. An beiden Seiten der Straße hatten sich Leute versammelt, sie sprachen kaum und blickten alle nur zum Ende der Hauptstraße.
Ich weiß noch, dass ich die Trommeln hörte, bevor ich auch nur ein einziges Mitglied der schwarzen Parade sah.
Dieses gleichmäßige Trommeln war erst ganz leise und kam dann immer näher. Je lauter es wurde, desto mehr faszinierte es mich.
Kaum zu glauben, aber noch bevor die schwarze Parade um die Ecke bog, hatte sie mich begeistert. Als es dann endlich soweit war, fühlte es sich an, als hätte ich mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet.
„Papa, da kommen sie“, schrie ich.
Doch er packte mich nur am Arm und forderte mich eindringlich auf, still zu sein.
Es fällt mir schwer, an dieser Stelle in Worte zu fassen, wie die schwarze Parade aussieht. Sicherlich kann sie dem unbedarften Beobachter Angst machen, mit all ihren in schwarze Gewänder gehüllten Mitgliedern, die mit absolut präzisem Gleichschritt marschieren. Einige tragen groteske Masken, andere zeigen ihre ausdruckslos-bleichen Gesichter. Es ist, als hätte der Tod diesen Leuten noch einmal gestattet, für einen letzten Marsch auf die Erde zurückzukehren.
Wie ich nach und nach mitbekam, konnte man meinen Vater nicht gerade zu einem Anhänger dieser Parade zählen.
Er drängte mich schon nach fünf Minuten dazu, die Hauptstraße wieder zu verlassen und nach Hause zurückzukehren.
Doch ich wollte nicht. Bereits diese kurze Zeit reichte aus, um mich in einen Anhänger der schwarzen Parade zu verwandeln.
Mittlerweile ist mir klar, dass Vater diesen Umstand immer befürchtet hat.
Ich hingegen besuchte die schwarze Parade von da an zuerst heimlich und später ganz offen, so oft ich es konnte.
Vieles musste ich loslassen und Dinge tun, deren genaue Beschreibung ich an dieser Stelle aussparen möchte.
Aber meine Mühen haben sich gelohnt, denn nun stehe ich da, wo ich immer hinwollte: An der Spitze.
Meinen Eltern gefiel das überhaupt nicht, aber sie waren keineswegs dazu in der Lage, mich daran zu hindern.
Einmal hörte ich kurz vor dem Weggehen, wie meine Mutter in der Küche zu meinem Vater sagte, sie habe von Anfang an gewusst , dass es besser gewesen wäre, mir die schwarze Parade nicht zu zeigen.
Seine Antwort klang so bitter wie überzeugt:
„Wir können ihn nicht vor Allem beschützen, und besonders nicht vor ihr.
Er hätte ihr von alleine widerstehen müssen, was er leider nicht geschafft hat.
Ich dachte immer, dass der Junge stärker ist.“
Mir macht es nichts aus, dass mein Vater mich für schwach hält.
Er ist einfach ignorant, hat die falsche Perspektive und darum nicht die entfernteste Vorstellung davon, wie stark mich die schwarze Parade gemacht hat!
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