Montag, 11. September 2006
Trauern und Trotzen
In der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ ist bei dem Artikel „Wie wir unsere Freiheit verteidigen sollten“ ein Foto abgedruckt, welches eine Gruppe junger Leute zeigt, die an einem idyllischen Ort am Ufer des Hudson River eine Pause machen.
Im Hintergrund raucht die Ruine des World Trade Centers und erinnert daran, dass gerade das Leben von mehr als 3000 Menschen ausgelöscht und das ihrer Angehörigen erschüttert wurde.
Bestimmt waren die Jugendlichen schockiert, haben geweint, getrauert und begonnen, am guten im Menschen zu zweifeln, vielleicht haben auch sie Familienmitglieder oder Freunde verloren.
Trotzdem versuchen diese jungen Menschen anschließend wie bisher weiterzuleben, so gut es in dieser Situation eben möglich ist.
Sie verhalten sich, als wollten sie den Terroristen sagen: „Seht her, ihr könnt uns unsere Freiheit nicht nehmen, so sehr ihr sie und uns auch hasst.“
Mag sein, dass ein solches Verhalten Terroristen nicht davon abhält, weitere unschuldige Menschen zu töten. Doch das tun Soldaten, Bomben und Foltergefängnisse auch nicht.

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Mittwoch, 6. September 2006
Das Leben ist schön!
Beim aufmerksamen Lesen der bisherigen Blogeinträge kommt man nicht umhin zu bemerken, dass der Autor seine Weltsicht vor allem mit Ironie, Sarkasmus und ein wenig Zynismus zum Ausdruck bringt. Vermutlich wird das auch weiterhin überwiegend so bleiben, doch sei an dieser Stelle trotzdem auf folgenden für manche vielleicht überraschenden Sachverhalt hingewiesen:
Auch der Autor hat Gefühle (unglaublich, aber war…).
Deshalb folgt nun eine Auflistung von Dingen, die er und vermutlich auch viele andere am Leben schätzen. Selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit
bzw. ohne Rangordnung. Und vor allem mit keinerlei Ironie. Versprochen!

Morgens aufwachen und merken, dass gar kein Arbeitstag sondern Samstag ist.

Beim langsamen Walzer mit der Tanzpartnerin als gefühlsmäßige Einheit über das Parkett gleiten.

Der Augenblick im Kino, als das Intro zum lang erwarteten neuen Star Wars – Teil beginnt.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen und von der Lebenspartnerin/dem Lebenspartner oder der Familie nett empfangen werden.

Wenn es draußen hagelt, regnet oder stürmt, gemütlich (am besten nicht alleine) im Bett liegen.

Am Meer den Sonnenuntergang beobachten.

Nachts am Strand Lagerfeuer machen und im Dunklen baden gehen.

In der Sonne liegen, Cocktails schlürfen und Musik hören.

Im Radio zufällig ein schönes, lang nicht mehr gehörtes Lied vorgespielt bekommen.

Beim Autofahren gute Musik hören.

„Ich liebe Dich“.

Einen Film sehen, bei dem man sich voll und ganz mit einem oder mehreren Figuren identifizieren kann.

Sich mal wieder auf und über sein Lieblings-Essen freuen können.

Nach einem anstrengenden Sporttag unter die entspannende Dusche hüpfen.

Nach vier Bier Schlagermusik hören, am besten zusammen mit den Kumpels.

Echte Freunde haben.



(Liste wird fortgesetzt...)

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Montag, 4. September 2006
Die ganze Welt dreht sich um mich...
…denn ich bin nur ein Egoist. Und eben wird mir wieder bewusst, wie geil das ist!
Da ich meine Gedanken nicht auf andere Personen richten muss, bleibt die volle Hirnkapazität ganz auf mein Leben und meine Probleme konzentriert. Yes!
Wobei, Probleme kenne ich nicht, nur Lösungen. Die kommen aufgrund meiner Intelligenz und meines makellosen Körpers immer fast von selbst. A propos kommen:
Die Frauen stehen natürlich auch drauf. Damit hier keine Missverständnisse entstehen, in der Liebe bin ich natürlich kein Egoist…Also eigentlich schon, aber der Trick besteht darin, es die Weiber nicht merken zu lassen. Oh Yeah… Ich meine, so ein bisschen Aufmerksamkeit heucheln hier, ein wenig gespieltes Zuhören da, eine Prise Sensibilität („Schatz, ich habe auch Gefühle…“) und natürlich Weltmeister im Bett, klar. Geheimtipp vom Kenner: Erstmal auf hart machen, und dann nach und nach ein bisschen Softie durchblitzen lassen, immer nur ganz kurz, damit kriegt man jede Frau rum.
Doch genug gelabert, muss wieder vor den Spiegel.
Das ist das einzig blöde, man steht solange davor, dass der Tag schon wieder halb vorbei ist…

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Samstag, 2. September 2006
Was für eine prekäre Situation...
Als Chef hat man´s wirklich nicht leicht. So viele Termine und Entscheidungen füllen den Tag, am Ende weiß man nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Und dann erst die Personalkosten...
Doch halt, Rettung ist in Sicht:
Seit geraumer Zeit wächst und gedeiht in Deutschland ein neuer Mitarbeiter-Typ, der jedem Chef die Freudentränen in die Augen treibt:
Er ist pünktlich, jung, freundlich, hat Abitur und/oder Studium mit erfolgreichem Abschluss hinter sich, erledigt bereitwillig den ganzen Kram, auf den gerade keiner Bock hat, und das beste: Er arbeitet umsonst! Alles, was man als Chef tun muss, ist ihm stets seine Ersetzbarkeit vor Augen zu halten und ihm ab und zu noch ein wenig Aufstiegschance zu suggerieren ("Hey, wenn Du Dich hier richtig reinhängst, dann verdienst Du vielleicht später sogar was!")
Doch einen Fehler, liebe Chefs, solltet ihr vielleicht doch vermeiden:
Als Chefredakteur den Großteil eurer Redaktion mit Praktikanten füllen ("Ist doch so billig..."). Wenn dann auf einmal nen paar von denen abhauen wollen, bleibt euch nämlich nur die ganz fiese psychologische Tour.
Dann müsst ihr den Verrätern was von wegen moralischem Versagen und Verantwortungsflucht erzählen. Kann aber trotzdem sein, dass die euch den Schwachsinn nicht abkaufen...

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Montag, 21. August 2006
Ich bin Single und glücklich...
Das Singleleben ist klasse! Frei, spontan, flexibel - Diese Adjektive fallen einem sofort ein.
Kein nerviges "Wir müssen reden" stört den Tag, der Fernseher bleibt von Rosamunde Pilcher und Verliebt in Berlin befreit, grundsätzlich jedes Mobiliar im Zimmer dient als Kleiderhalter und ein Bett kann verdammt groß sein...
Obwohl, "leer" beschreibt es vielleicht besser.
Und das gilt nicht nur fürs Bett...

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Samstag, 19. August 2006
Der Kopf ist leer...
Eben war die Idee noch da, nun hat sie sich aufgelöst.
Man sitzt vor der Tastatur und kann seine Gedanken nicht sammeln. Vorhin gab es noch so vieles, was man der Welt mitteilen wollte, jetzt erscheint alles bedeutungslos.
Sind das Nachwirkungen von der Party gestern Abend/heute morgen? Ja, Partys können gut tun.
Einfach mal den Moment genießen (/begießen), ohne an Morgen zu denken. Mit fremden Leuten reden, nur so, ohne Ziel. Erleben, wie um einen herum alles immer surrealer wird. Auf alles und jeden anstoßen.
Da fällt mir ein: Ich gehe ja nicht auf Partys, ich trage schließlich eine Brille und bin brav.

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Montag, 7. August 2006
BILD Dir Deine Meinung
Hallo, ich heiße *****. (Name vom Admin unkenntlich gemacht).
Mir kann keiner was vormachen, denn ich weiß, wie die Dinge in Deutschland und in der Welt laufen. Total beschissen nämlich.
Wer daran Schuld ist fragst Du? Na hauptsächlich diese Politiker!
Merkel, Müntefering, Stoiber und wie die alle heißen.
Alles überbezahlte Laberbacken, die keine Ahnung haben und dafür auch noch viel zu hohe Diäten kassieren. Woher ich soviel über Deutschland weiß? Na, ich lese die Bild, solltest Du auch mal machen. Da steht alles wichtige drinn, aber nicht so kompliziert. Kannste auch nach dem vierten Bier noch verstehen.
Dafür gibts tolle große Bilder und Überschriften! Das ist mal ne Zeitung, die auf den Putz haut und sich der Probleme der kleinen Leute annimmt, jawohl.
Jetzt habe ich gehört, dass ein paar Spinner im Internet jeden Tag über die Bild schreiben, über deren Fehler und so. Irgendwas mit Bildblog oder so ähnlich. Haben die nicht besseres zu tun?

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Samstag, 5. August 2006
Die große Depression
Vor einigen Wochen hat man Deutschland kaum wiedererkannt.
Das Land, welches angeblich schon lange in depressiver Stimmung dahinwegetierte, befand sich Dank der unserer Nationalmannschaft in einer selten gekannten Hochstimmung. Selbst nach dem tragischen Aussscheiden gegen Italien erlangten wir nach kurzer Trauer schon bald unsere Feierlaune zurück, sodass nach dem gewonnenen Spiel um Platz drei die Fahnen wieder wehten und Autokorsos die Straßen verstopften. Nun, einen knappen Monat nach dem Ende der für das Land ungemein erfolgreichen WM wird es Zeit, die Frage zu stellen, was denn für die Menschen in Deutschland langfristig von der WM bleibt. Schaut man auf die Straße, macht sich zunächst Ernüchterung breit: Kaum noch Fahnen an Häusern oder Autos (was der eine oder andere bestimmt auch begrüßt...) und irgendwie gucken die Leute in Bus bzw. U-Bahn wieder genauso missmutig drein wie vor der WM. War´s das schon wieder, versinkt Deutschland von neuem in Selbstmitleid und Depression? Ich denke, dass uns die WM vor allem zwei Erkenntinisse gebracht hat: Wir können durchaus patriotisch sein, und zwar in einer lockeren, fröhlichen und ungezwungenen Art (was besonders die Rechten ärgern dürfte...).
Um eine Depression aber wirklich zu überwinden, reicht bloße Ablenkung nicht aus.

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Dienstag, 1. August 2006
Ey Alder, was guckst Du?
In meinem heutigen Beitrag möchte ich alle Tierfreunde unter den Lesern vor einer Art warnen, die besonders zur aktuellen Jahreszeit sehr nervig werden kann:
Es geht um den gemeinen Proll.
Der Proll ist eine Gattung, deren Population sich in den letzten Jahren gefährlich erhöht hat. Mittlerweile werden ganze Schulen, Bars, Discos und Strände von ihm bevölkert. Für diejenigen unter uns, die ihm bisher noch nicht oder nur selten in freier Wildbahn begegnet sind, folgt nun eine kurze Beschreibung: Er ist meist männlich und zwischen 14 und 25 Jahren alt, wobei die Altersgrenze gerne nach unten verschoben werden kann. Das wichtigste im Leben eines Prolls ist es, jedem permanent zu demonstrieren, dass er der Mittelpunkt der Welt ist. Blöderweise reicht die Intelligenz eines durchschnittlichen Prolls nicht aus, um das mit einem geistreichen Auftreten zu erreichen.
Aus diesem Grund versucht er, seine Mitmenschen durch einen jedem Proll vorgeschriebenen Wortschatz zu beeindrucken. Dabei müssen Wörter wie „Alder“, „Isch schwöre“ sowie „Deine Mudda“ mindesten einmal pro Satz bzw. Wortaneinanderreihung benutzt werden, das Verwenden von Artikeln ist verboten (Beispiel: Isch geh heute Abend Disco Alder). Doch die Erkennungsmerkmale der Prolls sind nicht nur auf ihre verbale Artikulation beschränkt. Schon von weitem kann sie jeder anhand ihrer Kleidung identifizieren. Die ist oft von Picaldi und gewährleistet, dass sich die Prolls auch untereinander gleich erkennen. Um die Rangfolge innerhalb eines Proll-Rudels zu verdeutlichen, sind Goldketten sehr beliebt. Ein weiteres interessantes Phänomen bei der Proll-Gattung ist ihr Verhalten zur Paarungszeit, die an 365 Tagen des Jahres stattfindet. Hierbei kommt dem Proll zugute, dass ein kluger Kopf Lautsprecher an Handys (ein weiteres wichtiges Statussymbol) gebaut hat. Deshalb kann der Proll mit ihrer Hilfe die Mitbürger in Bus, U-Bahn oder auf der Straße mit seiner Lieblingsmusik erfreuen und so die Weibchen auf sich aufmerksam machen.
Nach der Paarung, die meist am Abend des Kennenlernens vonstatten geht, behandelt der gemeine Proll sein Weibchen jedoch nicht mehr mit der selben Sorgfalt wie zuvor.
Warum die Weibchen trotzdem so lange bei den Prolls bleiben, konnten Forscher bisher nicht eindeutig feststellen.
Eines ist jedoch sicher: Vom Aussterben bedroht ist diese merkwürdige
Gattung leider nicht.

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Montag, 31. Juli 2006
Ich bin toll, denn ich habe einen Blog…
Nun hat es mich also auch erwischt.
Wie zig andere Internet-Nutzer auf der Welt ebenfalls investiere
ich einen Teil meiner kostbaren Zeit, um anderen Menschen
Dinge mitzuteilen, die sie vielleicht gar nicht interessieren.
Ich werde mich aber bemühen, den geneigten Leser nicht
mit ach so interessanten Details aus meinem Privatleben zu langweilen.
Also gibts hier keine Katzenfotos und auch nicht Bilder von Tante Ernas 70ten.
Stattdessen versuche ich, jeden Eintrag so zu gestalten, dass er der Person, die sich die Mühe macht, den ganzen Kram durchzulesen, auch etwas bringt.
Ich denke an Erkenntnis, Belustigung, Diskussionsanregung…
Ok, das machen tausende Mitmenschen auch, warum also sollte man sich ausgerechnet diesen Blog durchlesen?
Keine Ahnung…
Aber vielleicht schaffe ich ja im Laufe der Zeit Grund dafür…

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