Dienstag, 7. November 2006
Der schöne Schein
Wie hat man in der Schule, der Uni oder im Berufsleben Erfolg?
Indem man pünktlich ist, höflich, kommunikativ, hart arbeitet oder eine schnelle Auffassungsgabe besitzt?
Möglich.
Doch warum schaffen es dann immer wieder Menschen, gute Noten sowie Spitzenpositionen zu erreichen, die bei näherem Hinsehen von Tuten und Blasen keine Ahnung haben?
Weil sie Meister der Selbstinszenierung sind.
Ob sie sich ihrer Schwächen bewusst sind, oder sie nur geschickt zu kaschieren wissen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Doch sie alle haben die Erkenntnis gemein, dass heutzutage (oder schon immer?) für viele der Schein alles und der Kern nichts ist. Also rücken sie das eigene Ich ins Zentrum des Universums, und überdecken ihre stille Verachtung der anderen mit geschickter Rhetorik und selbstgefälligem Auftreten. Klar, ein vernünftiges Selbstbewusstsein ist wichtig.
Aber hoffentlich gibt es auch in Zukunft noch ein paar Mitmenschen, die den vielen Blendern da draußen ihre Masken vom Gesicht reißen.

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Sonntag, 5. November 2006
Die Welt ist schön!/Zur Hölle damit!
Ehrlich, wir leben in einer super-tollen-Zuckerguß-Honig-Welt, so dass wir demjenigen, der dafür verantwortlich ist, jeden Tag danken müssen.
Zumindest sollten das diejenigen tun, die es geschafft haben, ihren Blick permanent auf die hellen Stellen zu richten. Leute, ihr macht das richtig!
Doch wenn man das Haus, in dem diese Leute andauernd ihre Optimisten - Partys feiern, verlässt, dann trifft man davor auf einige betreten aus der Wäsche schauende
Zeitgenossen.
Das sind die Leute, die leider verschissen haben.
Deren Blick bleibt nämlich viel zu oft an Tod, Vergewaltigung, Krieg, Hunger und Misshandlung hängen, so was kann einem die gute Stimmung echt versauen.
Die haben dann nämlich gar keine Lust mehr, auf die Grinsebacken – Partys zu gehen.
Was kann man also tun?
Keine Ahnung.
Aber vielleicht sollten sich beide Gruppen öfters mal zu gemeinsamen Partys treffen, auf denen nicht nur getanzt
(was aber sehr wichtig ist), sondern in den Tanzpausen auch ein wenig mehr geredet wird.

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Sonntag, 29. Oktober 2006
Leben im Zeitraffer
Irgendwie scheint die Zeit seit etwa einem Jahr beschleunigt worden zu seien.
Ereignisse, die mehrere Monate zurückliegen, wirken auf mich, als seien sie gestern passiert. Ich gehe morgens zur Uni, dabei war ich gerade noch Zivi und Praktikant. Ich sehe aus dem Fenster, die Blätter an den Bäumen haben sich verfärbt und trotzen Wind und Kälte, aber gestern lag ich doch noch im Strandbad.
Ich schaue auf meine Haut, die eben noch so schön braun war.
Die Zeit rennt, sie zieht vorbei, und ich schaffe es alleine einfach nicht, sie festzuhalten.

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Freitag, 20. Oktober 2006
Eine Relativitätstheorie
Die Erde kommt einem enorm groß vor, wenn man bedenkt,
dass hier ungefähr 6,6 Milliarden Menschen
auf einer Landfläche von 149,0 Millionen km² leben.
Doch wirkt sie weiterhin so riesig, wo sie doch nur einer von 100 bis 400 Milliarden Sternen der Milchstraße ist, die sich wiederum in die Reihe von rund 140 Milliarden anderen Galaxien einordnen muss?
Ist die Erde nicht auf einmal sehr klein und unbedeutend?
Und was ist jetzt mit Dir? Denkst Du weiterhin, dass Du der Mittelpunkt der Menschheit bist, ihr Erlöser, unfehlbar, erhaben,
der Weisheit letzter Schluss?
Zugegeben, einfacher leben lässt es sich so…

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Dienstag, 17. Oktober 2006
I´ve got the power! (?)
Mit angestrengt verzogenem Gesicht und einem Rucksack, dessen ungeordneter Inhalt in etwa dem momentanen Geisteszustand entspricht, verlaufen sich gerade viele junge Leute in den zahlreichen Verwinklungen größer, alter Gebäude. Die Rede ist von Studenten ganz am Beginn ihres ersten Uni-Semesters.
Fragen wie "Muss man das Studieren eigentlich vorher studiert haben, um einen Stundenplan zu basteln?", "Wo zum Teufel kommen die ganzen Freaks hier her?" und "Sollte das Studentenleben nicht hauptsächlich aus Partys, Exzessen und Ausschlafmöglichkeiten bestehen?" geistern durch den Raum.
Beim Blick auf den eigenen Stundenplan bzw. die Leistunganforderungen scheint die zweite Frage sehr schnell negativ beantwortet zu sein.
Wie das Studium letztendlich aussehen wird, muss wohl jeder für sich herausfinden und die anfängliche Verwirrung gehört dazu.
Die wichtigste Frage wird hier (wie auch bei allen anderen wesentlich schwierigeren neuen Lebenssituationen) sein:
Kann man sich ausreichend motivieren bzw. wo holt man seine Motivation eigentlich her?
Was oder wer gibt einem die Kraft, die Sache durchzuziehen?

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Samstag, 14. Oktober 2006
Nicht ohne Dich
Ich kann alles schaffen, wenn ich es mir nur fest genug vornehme.
All die Hindernisse und Steine beiseite Räumen, die mir wer auch immer in den Weg schmeißen wird.
In den undurchsichtigen, vor mir liegenden Zeiten bestehen, und zwar ganz alleine!
Geht das wirklich?
Die Wahrheit ist - wie so oft - ernüchternd:
Nein, es geht nicht mehr. Die Energie, der Antrieb ist weg, und nur Du kannst ihn mir zurückbringen.
Hand in Hand stürze ich mich gestärkt in die Ungewissheit, alleine gehe ich darin unter.
Aber eines ist sicher: Wenn ich das tue, dann will ich dabei wenigstens lachen!

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Samstag, 7. Oktober 2006
Draußen und drinnen
Diese frühe Dunkelheit, der Wind, die Kälte, die Blätter, die von den Bäumen fallen und alles bedecken...
Nein, ich will an dieser Stelle nicht beklagen, dass der schöne Sommer mal wieder viel zu schnell verschwunden ist, auch wenn es stimmt.
Aber was ist, wenn das Wetter da draußen vor dem Fenster nur ein Spiegelbild des Innern wäre?
Dann würde sich wohl jeder den Sommer mit seiner Unbeschwertheit und den vielen Sonnenstrahlen wahrlich zurückwünschen.

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Sonntag, 1. Oktober 2006
Der ultimative Hip-Hop-Song
Verehrter Leser!

Der nachfolgende Text entwickelt seine volle Wirkung erst, wenn er im Geiste von einer Proll-Stimme vorgetragen und mit einem billigen
0815-Beat unterlegt wird.
Ach ja, und nochwas:
Es wird sehr, sehr niveaulos. Ich nehme es niemandem übel, wenn er diesen Blog auslässt...



Hey ho, ihr Pussys, hört mal her!
Ich will rappen,
und das fällt mir nicht schwer.

Es gibt nur nen paar Wörter, die muss ich einbaun,
weil mich Sido und Bushido sonst sehr verhaun!

Arschf*****, Bitch,
Schwanz und Blasen,
schon fangen meine Gedanken
an zu rasen!

So Du Muschi, jetzt hör bloß her,
was nun gleich folgt,
gefällt Dir bestimmt sehr!

Ich kannte mal ne Bitch,
hätte sie fast gekriegt,
doch dann kamst Du und hast sie in den Arsch gef****!

Jetzt lutscht sie Deinen Schwanz
und ich hasse Dich
Doch sei versichert, ich mach dich fertich!

Gleich ist Schluss mit blasen,
denn dann kommen wir,
Ich und meine Gang, wir sind stärker als ihr!

Meine Vokabeln, die sind zwar aufgebraucht,
und mein Brain tut weh,
weil´ s jetzt richtig raucht.

Doch eins ist sicher,
nun kann niemand bestreiten:
Ich bin der beste Rapper aller Zeiten!

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Samstag, 30. September 2006
Abschied
Ist es egoistisch zu sagen: „Ich hasse Abschiede!“?
Euch hier behalten zu wollen, obwohl ihr doch gehen müsst?
Euch an den neuen Erfahrungen und Eindrücken zu hindern, die vor euch liegen?
Mir bleibt nur, euch zwei Dinge zu wünschen:
Haltet in eurer neuen Umgebung die Augen stets offen und reserviert uns irgendwo einen Platz, der uns vom Schleier des Vergessens bewahrt.
Schließlich war die Zeit, die wir zusammen mit Lachen, Diskutieren, Philosophieren, Trinken und Zuhören verbracht haben, viel zu wertvoll.
Ich hoffe, dass wir damit in ein paar Jahren weitermachen können.
Leider bin ich Realist und weiß, dass ihr euch ändern werdet, oder besser gesagt:
Das neue Umfeld wird es tun.
Deshalb wünsche ich mir noch eine dritte Sache:
Lasst euch so weit verändern, wie es euch wirklich weiterhilft,
aber sorgt dafür, dass der Kern unserer Freundschaft erhalten bleibt, bis wir uns wieder sehen.
Bis dahin, lebt wohl!

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Samstag, 16. September 2006
Die Welt ist groß
Morgens, halb sechs in Darfur, Sudan.
Die Vögel zwitschern, die Sonne geht langsam auf und die Frauen des Dorfes beginnen mit ihrer Arbeit oder haben schon damit begonnen. Zeit für Halima, das Bett zu verlassen. Eigentlich hat sie dazu keine Lust, ihr fehlt der innere Antrieb.
Doch Arbeit bedeutet für sie Ablenkung, und die ist wichtig. Bliebe sie liegen, kämen die Bilder der gestrigen Ereignisse zurück und würden ihre Seele entgültig zerreißen. Denn gestern waren die Männer der regierungsnahen Dschandschawid – Miliz wieder im Dorf und haben ihre Arbeit verrichtet.
Arbeit bedeutet für diese Männer die Tötung, Folter und Verstümmelung der Männer des Dorfes. Kinder werden auch oft entführt. Die Frauen vergewaltigen sie und schneiden ihnen die Sehnen durch, damit sie nicht weglaufen können.
Halima selbst verlor gestern drei Kinder und ihren Mann, ihr jüngster Sohn wurde ihren Armen entrissen und von einem Bajonett aufgespießt.
Die Leichen liegen im Brunnen.
Heute scheinen die Milizen nicht wiederzukommen, sodass der Alltag, bestehend aus Hunger, Durst und Cholera – Epidemie, seinen Lauf nehmen kann.
Wirklich verlassen wird Halima ihr Dorf vielleicht irgendwann als Flüchtling.
Ein verzweifelter Versuch, dem alten Leben zu entfliehen.
Könnte sein, dass Halima eine von mehreren hunderttausend Opfern ist, deren Zahl sicher bald in der Tagesschau genannt wird.
Aber zum Glück können wir ja weiterzappen.

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