Samstag, 7. Oktober 2006
Draußen und drinnen
Diese frühe Dunkelheit, der Wind, die Kälte, die Blätter, die von den Bäumen fallen und alles bedecken...
Nein, ich will an dieser Stelle nicht beklagen, dass der schöne Sommer mal wieder viel zu schnell verschwunden ist, auch wenn es stimmt.
Aber was ist, wenn das Wetter da draußen vor dem Fenster nur ein Spiegelbild des Innern wäre?
Dann würde sich wohl jeder den Sommer mit seiner Unbeschwertheit und den vielen Sonnenstrahlen wahrlich zurückwünschen.

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Mittwoch, 4. Oktober 2006
Der Augenblick
In der S-Bahn saßen sie sich gegenüber.
Gewollt hatte das keiner von beiden, doch leider waren alle anderen Plätze schon besetzt.
Also versuchten sie, wenigstens nicht mit den Beinen aneinander zu geraten.
Er schaute aus dem Fenster, sie in ihr Magazin.
Als er seinen Blick vom Fenster löste und zur Tür richten wollte, da blieb er an ihr hängen.
Doch er sah kaum ihr feines Kostüm, oder die Ringe an den Händen, oder ihre ausgesprochen sorgfältig frisierten Haare.
Nein, da war so ein Funkeln in ihren Augen, in diesen leuchtenden, kraftvollen Augen, das hinderte ihn einfach daran, weiter zur Tür zu sehen.
Für einen kurzen Moment erwiderte sie den Blick.
Alle anderen Menschen im Abteil verschwanden, der Zug blieb stehen, und endlich konnte er alles vergessen, was ihn bisher beschäftigt hatte.
Für einen Augenblick durfte er loslassen, sein Leben mit den zur Gewohnheit gewordenen Sorgen beiseite wischen, nur willkommenen Gefühlen erlauben, zu bleiben.
Doch viel zu schnell blinzelte sie, das Funkeln erlosch und sie versenkte den Blick erneut in ihrem Magazin.
Die anderen Menschen tauchten plötzlich wieder auf und auch der Zug fuhr weiter.
An der nächsten Station stieg sie dann aus.
Sie tat das sehr zielstrebig und ohne seine Beine auch nur zu berühren.
Er blickte ihr nach, und an seinem Gesicht konnte man ablesen, dass er sich über ein kurzes Umdrehen ihrerseits sehr gefreut hätte.

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Sonntag, 1. Oktober 2006
Der ultimative Hip-Hop-Song
Verehrter Leser!

Der nachfolgende Text entwickelt seine volle Wirkung erst, wenn er im Geiste von einer Proll-Stimme vorgetragen und mit einem billigen
0815-Beat unterlegt wird.
Ach ja, und nochwas:
Es wird sehr, sehr niveaulos. Ich nehme es niemandem übel, wenn er diesen Blog auslässt...



Hey ho, ihr Pussys, hört mal her!
Ich will rappen,
und das fällt mir nicht schwer.

Es gibt nur nen paar Wörter, die muss ich einbaun,
weil mich Sido und Bushido sonst sehr verhaun!

Arschf*****, Bitch,
Schwanz und Blasen,
schon fangen meine Gedanken
an zu rasen!

So Du Muschi, jetzt hör bloß her,
was nun gleich folgt,
gefällt Dir bestimmt sehr!

Ich kannte mal ne Bitch,
hätte sie fast gekriegt,
doch dann kamst Du und hast sie in den Arsch gef****!

Jetzt lutscht sie Deinen Schwanz
und ich hasse Dich
Doch sei versichert, ich mach dich fertich!

Gleich ist Schluss mit blasen,
denn dann kommen wir,
Ich und meine Gang, wir sind stärker als ihr!

Meine Vokabeln, die sind zwar aufgebraucht,
und mein Brain tut weh,
weil´ s jetzt richtig raucht.

Doch eins ist sicher,
nun kann niemand bestreiten:
Ich bin der beste Rapper aller Zeiten!

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Samstag, 30. September 2006
Abschied
Ist es egoistisch zu sagen: „Ich hasse Abschiede!“?
Euch hier behalten zu wollen, obwohl ihr doch gehen müsst?
Euch an den neuen Erfahrungen und Eindrücken zu hindern, die vor euch liegen?
Mir bleibt nur, euch zwei Dinge zu wünschen:
Haltet in eurer neuen Umgebung die Augen stets offen und reserviert uns irgendwo einen Platz, der uns vom Schleier des Vergessens bewahrt.
Schließlich war die Zeit, die wir zusammen mit Lachen, Diskutieren, Philosophieren, Trinken und Zuhören verbracht haben, viel zu wertvoll.
Ich hoffe, dass wir damit in ein paar Jahren weitermachen können.
Leider bin ich Realist und weiß, dass ihr euch ändern werdet, oder besser gesagt:
Das neue Umfeld wird es tun.
Deshalb wünsche ich mir noch eine dritte Sache:
Lasst euch so weit verändern, wie es euch wirklich weiterhilft,
aber sorgt dafür, dass der Kern unserer Freundschaft erhalten bleibt, bis wir uns wieder sehen.
Bis dahin, lebt wohl!

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Donnerstag, 28. September 2006
Ich schrei so laut ich kann!!!
Hey Leute, ich will jetzt hier auch mal was schreiben, weil das Rumgejammere vom Admin ja echt nicht mehr zu ertragen ist!
Wer ich bin, sage ich euch lieber nicht, denn sonst würde diese Seite unter dem Ansturm meiner vielen attraktiven weiblichen Fans zusammenbrechen. Nur so viel:
Ich bin der Frontsänger einer unglaublich erfolgreichen deutschen Rockband aus Magdeburg, trage eine super-geile und unglaublich trendige Frisur (sagt zumindest meine Stylistin) und sorge zusammen mit meinen drei Band-Kollegen ständig dafür, dass die Mädels auf unseren Konzerten in Ohnmacht fallen und uns ihre BHs auf die Bühne schmeißen (vermutlich weil sie selber noch keine brauchen...).
Ich finde das so toll, ständig diese "Ich will ein Kind von Dir Plakate".
Dumm nur, dass die meisten von den Mädchen so um die 13 sind, verdammt. Ich meine, mir wäre das ja egal, schließlich würde es denen dann auch nichts ausmachen, dass ich noch keine Haare am Sack habe, aber unser Manager verbietet es, die mit aufs Zimmer zu nehmen.
Und überhaupt ist der voll gemein zu uns, ich meine, wir sind doch Rockstars. Warum dürfen wir dann keine Drogen nehmen und Hotelzimmer demolieren?
Also bitte versteht mich nicht falsch, wir haben natürlich trotzdem schon krass viel Lebenserfahrung.
Das merkt man ja schließlich an den Inhalten unserer Songs.
Ok, wir schreiben die zwar fast nie selber, aber wir sagen den Autoren immerhin, wo es lang gehen soll und lassen sie an unserer extrem großen Lebenserfahrung teilhaben.
Boah, aber eigentlich sind die auch voll gemein zu uns.
Habe letztens einen eigenen Song geschrieben, und der wurde sofort abgelehnt.
Er hieß: "Mein erster Samenerguss" und war voll geil. Menno.

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Montag, 25. September 2006
Die Frau hinter der Theke
Wenn sie lächelte (und das tat sie oft), dann sah das immer sehr erfrischend aus und steckte die meisten an.
Sie schenkte ihr Lächeln fast jedem Gast, der an ihre Theke kam und etwas bestellte.
Natürlich hatte sie ihren Job nicht nur wegen des Lächelns, sondern sehr wahrscheinlich auch aufgrund ihrer fantastischen naturblonden Haare und den weiblichen Rundungen an genau den richtigen Stellen.
All das trug dazu bei, dass von Tag zu Tag mehr männliche Gäste in die Bar kamen, was natürlich besonders den Chef freute (weniger froh hingegen machte ihn, dass sie ihn anschießend nicht noch für einige Stunden in seinem Büro besuchte).
Doch am glücklichsten machte die Männer ihr Gedächtnis, so komisch das auch klingen mag.
So konnte sie sich die Namen aller Gäste merken,
die mehr als drei Mal an ihrer Theke Platz genommen hatten. Sie kam dann immer auf einen zu, begrüßte ihn mit seinem Namen und setzte dabei dieses bezaubernde Lächeln auf, welches offensichtlich die Fantasie eines jeden Gastes beflügelte.
Das Lächeln verstummte erst, wenn draußen schon die Vögel mit ihrem Gezwitscher begannen, die Musik drinnen verstummte und der letzte Gast die Bar verlassen hatte. Dann wurde ihr Gesicht seltsam ausdruckslos und sie machte sich, nachdem sie geputzt hatte, auf den Heimweg.
So vergingen Monate, die Gäste kamen, sie lächelte, ganz tapfer, weiter und weiter.
Kein Wunder, dass niemand bemerkte, wie sie dünner wurde.
Und dass ihr manchmal ein Glas runter fiel, weil sie das Zittern ihrer Hände nicht mehr kontrollieren konnte, darüber sah jeder Gast hinweg, denn schließlich lächelte sie dabei. Als dann eines Abends ein Mann an der Stelle stand, von wo aus sie sonst immer gestrahlt hatte,
da beschwerten sich die Gäste beim Chef persönlich und wollten wissen, wo sie abgeblieben war. Der konnte darauf nur immer wieder sie selbe Antwort geben:
Sie hat aufgehört zu lächeln.

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Freitag, 22. September 2006
Der innere Konflikt
Heute mach ich´ s! Habe ja lange gewartet, genug Nächte an die schwarze Decke gestarrt, mir kitschige Liebeslieder angehört und mich selbst bemitleidet.
Ehrlichkeit wird belohnt, sagt man doch immer…
Nachher sehe ich sie, und dann erzähle ich ihr alles.
Ist doch nicht so schwer, können andere ja auch.
Komm schon, Du bist doch sonst nicht so zurückhaltend, warum ausgerechnet bei ihr?
Sei ein Kerl und zeig ihr, wo der Hammer hängt!



Hi…( Siehst Du heute wieder süß aus)

Naa, wie geht’s Dir?

Joa, ganz ordentlich so…muss ja…und Dir? (Wie ihr die Haare über die Schultern fallen…)

Gut!...Hast Du Deine Erörterung schon fertig? Ich nämlich nicht.

…Äh…Klar….(Dieses Lachen…)

OK, ich komme dann nachher vor dem Seminar zu Dir…Bis dann.

Alles klar….tschö… (Du bist das faszinierendste Mädchen, was mir je begegnet ist .)



Verdammt, hat wieder nicht geklappt.
Du Lusche!!!

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Mittwoch, 20. September 2006
Frauenversteher
Es gibt da diese eine Frage,
die quält mich schon seit vieler Tage.

Verfolgt mich oft bis nachts im Bett:
Wann findet Frau die Männer nett?

Wie soll er sein, der richt´ge Mann?
Damit Frau ihn mögen kann.

Ich hör´ so oft, wenn ich sie frag´,
dass Aussehn nichts bedeuten mag!

Humor, Stil und Verstand,
das ist´ s, was die Frau verlangt.

Soweit zumindest die Theorie,
doch bekanntlich stimmt die nie.

Die Praxis, die ist nicht so nett,
da steigt Frau zum Idiot ins Bett.

Wird mies behandelt, macht sich kurz Sorgen,
Verzeiht ihm schon am nächsten Morgen.

Das gilt nicht für alle Frau´n,
Doch meistens tun sie mit dem Macho abhaun.

Du willst wissen warum, bist der Verzweiflung nah?
In der nächsten Strophe steht die Antwort da.

Denn die Moral von dem Gedicht´:
Die Frauen wissen´ s selber nicht!

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Montag, 18. September 2006
Mein Kampf
Hi, ich bin der ****** (der Admin schlägt wieder zu).
Ich wohne in einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern, recht nahe an der Ostsee. Ist eigentlich ganz schön hier, aber leider nicht viel los.
Nach meinem Realschulabschluss habe ich zwei Jahre nach einer Lehrstelle gesucht und nichts gefunden. Das kotzt mich an. Schließlich habe ich auch nicht genug Kohle, um hier wegzugehen. Bin mit meinen Sorgen aber nicht alleine, geht vielen anderen auch so. Deshalb treffen wir uns alle sehr regelmäßig in einer kleinen Kneipe die Straße runter, haben da so ne Art Kameradschaft, die von nem netten Typen aus der NPD gegründet wurde.
Dort können wir reden, trinken und singen.
Ab und zu machen wir auch Wanderungen oder organisieren Straßenfeste, zu denen dann auch andere Leute aus dem Dorf kommen.
Ist schön, wenn man unter Gleichgesinnten ist.
Darum geht’s eigentlich bei der ganzen Sache, dass man sich unterstützt und zusammenhält und so.
Deshalb hat mein Alter auch nichts dagegen, wenn ich da hingehe. Richtige Kameraden braucht dieses Land, sagt er immer.
Nen paar von den Jungs sind aber ziemlich übel drauf, die haben letzte Nacht die Scheibe von so nem Dönerladen eingeschlagen. Bald wollen sie sich den Türken selber vornehmen. Das habe ich bis jetzt noch nicht drauf.
Aber trotzdem, das Ausländerpack muss raus, die nehmen uns die Arbeit weg oder leben hier auf unsere Kosten.
Unser Anführer hat uns auch gesagt, dass wir politisch aktiv werden müssen, wenn sich hier was ändern soll. Wir müssen zerschlagen, was uns zerschlägt, hat er gemeint.
Das habe der Hitler damals schon richtig gemacht. Deshalb bin ich heute auch wählen gegangen, und zwar die NPD. Die anderen Politiker müssen doch endlich mal aufwachen, verdammte Scheiße.
Jetzt sind wir drinnen im Landtag und können was verändern.
Ich freue mich drauf!






(Eigentlich sollte es jeder von selbst merken, aber um allen Eventualitäten vorzubeugen, stellt der Autor folgendes fest:
Die oben dargestellte Meinung entspricht in keiner Weise der seinigen.)

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Samstag, 16. September 2006
Die Welt ist groß
Morgens, halb sechs in Darfur, Sudan.
Die Vögel zwitschern, die Sonne geht langsam auf und die Frauen des Dorfes beginnen mit ihrer Arbeit oder haben schon damit begonnen. Zeit für Halima, das Bett zu verlassen. Eigentlich hat sie dazu keine Lust, ihr fehlt der innere Antrieb.
Doch Arbeit bedeutet für sie Ablenkung, und die ist wichtig. Bliebe sie liegen, kämen die Bilder der gestrigen Ereignisse zurück und würden ihre Seele entgültig zerreißen. Denn gestern waren die Männer der regierungsnahen Dschandschawid – Miliz wieder im Dorf und haben ihre Arbeit verrichtet.
Arbeit bedeutet für diese Männer die Tötung, Folter und Verstümmelung der Männer des Dorfes. Kinder werden auch oft entführt. Die Frauen vergewaltigen sie und schneiden ihnen die Sehnen durch, damit sie nicht weglaufen können.
Halima selbst verlor gestern drei Kinder und ihren Mann, ihr jüngster Sohn wurde ihren Armen entrissen und von einem Bajonett aufgespießt.
Die Leichen liegen im Brunnen.
Heute scheinen die Milizen nicht wiederzukommen, sodass der Alltag, bestehend aus Hunger, Durst und Cholera – Epidemie, seinen Lauf nehmen kann.
Wirklich verlassen wird Halima ihr Dorf vielleicht irgendwann als Flüchtling.
Ein verzweifelter Versuch, dem alten Leben zu entfliehen.
Könnte sein, dass Halima eine von mehreren hunderttausend Opfern ist, deren Zahl sicher bald in der Tagesschau genannt wird.
Aber zum Glück können wir ja weiterzappen.

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