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Samstag, 11. November 2006
Brief aus der Hölle
tobi-wan, 16:07h
Mein lieber Freund,
bitte nimm diesen Brief als Entschuldigung für den vielen Unsinn, den ich Dir bei unserem letzten Treffen an den Kopf geworfen habe.
Je länger ich hier bin, desto mehr schäme ich mich dafür.
Ich habe Dich als Verräter und moralischer Versager hingestellt, weil Du nicht mitkommen wolltest.
Doch nun weiß ich, wie sehr ich irrte und Du Recht hattest.
In den ersten Wochen konnten wir hier noch unseren Spaß haben, dass ist richtig, und unser Einsatz wirkte auf uns wie eine Klassenfahrt. Doch spätestens nach der ersten richtigen Mission, bei der wir mitgeholfen haben, ein Dorf von Terroristen zu säubern, sind unsere Illusionen zerplatzt. Keiner, der nicht dabei war, kann auch nur ein bisschen Nachfühlen, wie das ist, wenn man jemanden tötet. So richtig bewusst wird Dir das erst, wenn Du abends im Bett liegst, nicht schlafen kannst, und Du ganz alleine mit Deinem Gewissen bist. Da helfen Dir keine Kameraden oder Vorgesetzten, die Stimme in Deinem Kopf auszuschalten, da gibt es nur sie und Dich. Und glaube mir bitte: Den Anblick von zerfetzten Leichen kannst Du verdrängen, aber niemals wirst Du Dich wirklich an ihn gewöhnen.
Kein Wunder, dass sich einer von den Jungs vorletzte Nacht seine Pistole in den Hals gesteckt hat. Ein wirklich netter Junge, aber wohl zu sensibel für das, was wir hier machen. Er bekam gleich am ersten Abend, als wir Dank geschmuggeltem Wodka unsere Einweihungsparty feierten, den Spitznamen „Goethe“ verpasst.
Als wir uns gestern von Goethe verabschiedet haben, da versuchten unsere Vorgesetzten, sein Engagement fürs Vaterland zu loben. Es klang so unendlich hohl für mich, auch wenn Du mir das vielleicht nicht glauben wirst. Die anderen Jungs denken da wohl ähnlich. Dazu brauchst Du ihnen nur in die Augen zu sehen, und Du wirst erkennen, dass jegliches Funkeln erloschen ist. Drei von uns sind heute total ausgerastet, als wir ein Haus durchsuchen sollten. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass nie jemand erfährt, was sie mit dieser Frau gemacht haben, aber wir hassen uns dafür.
Glaube mir, mein lieber Freund, wir alle mussten hier unten unsere Seelen verkaufen, um überhaupt zu überleben und vielleicht irgendwann nach Hause zurückkehren zu können.
Doch loslassen, dass ins uns jetzt allen bewusst, wird uns dieser Krieg niemals.
Zur Hölle mit allen, die uns dazu gebracht haben, hierher zu kommen!
Zur Hölle mit denen, die sich uns in den Weg stellen!
Wir selber sind längst angekommen.
bitte nimm diesen Brief als Entschuldigung für den vielen Unsinn, den ich Dir bei unserem letzten Treffen an den Kopf geworfen habe.
Je länger ich hier bin, desto mehr schäme ich mich dafür.
Ich habe Dich als Verräter und moralischer Versager hingestellt, weil Du nicht mitkommen wolltest.
Doch nun weiß ich, wie sehr ich irrte und Du Recht hattest.
In den ersten Wochen konnten wir hier noch unseren Spaß haben, dass ist richtig, und unser Einsatz wirkte auf uns wie eine Klassenfahrt. Doch spätestens nach der ersten richtigen Mission, bei der wir mitgeholfen haben, ein Dorf von Terroristen zu säubern, sind unsere Illusionen zerplatzt. Keiner, der nicht dabei war, kann auch nur ein bisschen Nachfühlen, wie das ist, wenn man jemanden tötet. So richtig bewusst wird Dir das erst, wenn Du abends im Bett liegst, nicht schlafen kannst, und Du ganz alleine mit Deinem Gewissen bist. Da helfen Dir keine Kameraden oder Vorgesetzten, die Stimme in Deinem Kopf auszuschalten, da gibt es nur sie und Dich. Und glaube mir bitte: Den Anblick von zerfetzten Leichen kannst Du verdrängen, aber niemals wirst Du Dich wirklich an ihn gewöhnen.
Kein Wunder, dass sich einer von den Jungs vorletzte Nacht seine Pistole in den Hals gesteckt hat. Ein wirklich netter Junge, aber wohl zu sensibel für das, was wir hier machen. Er bekam gleich am ersten Abend, als wir Dank geschmuggeltem Wodka unsere Einweihungsparty feierten, den Spitznamen „Goethe“ verpasst.
Als wir uns gestern von Goethe verabschiedet haben, da versuchten unsere Vorgesetzten, sein Engagement fürs Vaterland zu loben. Es klang so unendlich hohl für mich, auch wenn Du mir das vielleicht nicht glauben wirst. Die anderen Jungs denken da wohl ähnlich. Dazu brauchst Du ihnen nur in die Augen zu sehen, und Du wirst erkennen, dass jegliches Funkeln erloschen ist. Drei von uns sind heute total ausgerastet, als wir ein Haus durchsuchen sollten. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass nie jemand erfährt, was sie mit dieser Frau gemacht haben, aber wir hassen uns dafür.
Glaube mir, mein lieber Freund, wir alle mussten hier unten unsere Seelen verkaufen, um überhaupt zu überleben und vielleicht irgendwann nach Hause zurückkehren zu können.
Doch loslassen, dass ins uns jetzt allen bewusst, wird uns dieser Krieg niemals.
Zur Hölle mit allen, die uns dazu gebracht haben, hierher zu kommen!
Zur Hölle mit denen, die sich uns in den Weg stellen!
Wir selber sind längst angekommen.
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